"Vision of A New Culture"
The Great Learning

Vortrag von Han Marie Stiekema, Holland
am 26. Juli 2002 an der Universität Innsbruck
auf Einladung von Prof. Dr. Claudia von Werlhof
Institut für Politikwissenschaften, im Rahmen
der Vorlesung "Gesellschaft als
'alchemistisches System'".

CvW.: Darf ich einen matriarchalen Mann vorstellen?...
Er ist spiritueller Lehrer, Psychotherapeut und Arzt, hat mein Buch
"Mutterlos" 1) gelesen und betrachtet es als seine Aufgabe die
"Botschaft" der Grossen Mutter zu verbreiten.

Danke Claudia. Liebe Freundinnen und Freunde,

1. HMS.:... Ich weiß natürlich nicht, was da bei euch lebt, sodaß ich dann vielleicht, erst nachdem wir ein bißchen so hin und her gesprochen haben, einen kleinen Vortrag halte, vielleicht ist es gut, erstmal anzufangen mit meinem Hintergrund.

2. Ich bin 42 geboren, also im Krieg, hatte Abitur 1972 und während meiner Studien wußte ich ganz genau, daß ich Arzt werden möchte, sondern nicht in dieser Art und Weise, ganz anders, aber wie, wußte ich eigentlich nicht. In Holland gab es damals überhaupt keine Alternativen, und dann bin ich 72 nach Österreich gefahren, und bin da ausgebildet nach Mayr, ich bin also Fastenarzt und habe das später erweitert zu Naturheilverfahren allgemein, und hab dann in Holland als erster junger Arzt nach dem Krieg - Pionier kann man schon sagen - eine Praxis eröffnet, ein Zentrum in Naturheilverfahren, mit einem biologischen Garten, und ich war da in der Hippiekultur drin, also ich hatte lange Haare und machte alles in dieser Art und Weise. Es war sehr spannend, muß ich sagen, und das war ein durchschlaggebender Erfolg, die Leute hatten damals schon Probleme, die nicht mehr von der Schulmedizin gelöst werden konnten, also ich hatte als junger Arzt sehr viele chronische Patienten und komplizierte Probleme, aber wie gesagt, irgendwie war das auch wieder nicht so schwierig, denn ich hatte diese neue Therapien aus Deutschland und Österreich und die waren ganz gut.

3. Ja, und dann hab ich da so sechs Jahre gearbeitet, jedoch in meiner persönlichen Beziehung zu meiner damaligen Frau da waren große Schwierigkeiten, und dann hat jemand gesagt: Solltest du nicht meditieren? Ja, o.k., vielleicht, ja, warum auch nicht? Und dann bin ich zu Graf Dürckheim gefahren in den Schwarzwald und hab da angefangen zu "sitzen", wie das so heißt, also Zen-Meditation. Das war ein großer positiver Schock für mich, zu entdecken, daß eigentlich, kurz gesagt, daß man im Grunde genommen seine Probleme nicht ist, daß man in sich selber etwas finden kann, wodurch man eine innere Distanz zu den eigenen Prozessen bekommt, daß man, konkret gesagt, seine Gedanken beobachten kann: Ich bin hier und meine Gedanken sind dort, also ich bin meine Gedanken nicht. Also das war eine Entdeckung: Die Gedanken sind nicht nur frei, sondern auch ichselber bin frei. Also, die Folge davon ist, daß man alle Gedanken einfach kommen lassen kann, denn es ist ja wegen dieser inneren Distanz, daß sie nicht mehr bedrohlich sind oder daß man nicht mehr von den Gedanken beherrscht wird, also dass man Meister im eigenen Haus ist - das war eine ganz große Entdeckung.

4. Und dann kam da ein Freund von mir, der früher an der Uni und ganz konservativ war, auf einmal bei mir zu Hause, ich wohnte, meine Praxis war auf dem Lande, und da kam er ins Orange, und so ein komisches Ding um den Nacken und so, und hat mir etwas erzählt von einem indischen Lehrer. Das war, wie er dann später hieß, Osho, und ich hab dann das Buch gelesen, oder, ein bißchen daraus. Und es war wie ein Glück im Herzen und ich war ganz...es war ein ungeheures Feuer von innen, und hatte sofort starkes Verlangen, zu diesem Mann zu gehen und das hab ich dann auch gemacht, und da passierte es innerhalb von neun Tagen, daß meine ganze Existenz sich total transformierte, daß heißt, ich bin mit meinem kleinen Ich aufgelöst worden in, ich nenne es Licht, es war jedoch nicht das normale Licht, aber so kann man's nur ausdrücken, und meine Identität hat sich umgepolt: Während ich zuvor identifiziert war mit meinem Selbstbild, das Selbstbild ist ja (mit der Sprache hab ich ja ein bißchen Probleme) aufgebaut worden durch Erziehung, Kultur, Hintergrund, Eltern und Tanten und so, da entsteht ein Selbstbild, psychologisch gesehen ist das die Persönlichkeit. Unsere Persönlichkeit wird geformt durch Zulassen und Ablehnung, als Kind. Was gefällt, was positiv erfahren wird, wird der Persönlichkeit zugefügt, was man nicht ertragen kann, was zu heftig ist, zu schmerzhaft oder was auch, das wird abgelehnt.

5. Also, die Persönlichkeit ist wie eine mittelalterliche Burg: Was drin ist, ist akzeptiert und was nicht drin ist, ist draußen, und so entsteht die sogenannte Persönlichkeit, es ist also eine tiefgreifende Schizophrenie, jeder ist schizophren, ja, was wir Schizophrenie nennen, ist nur der Gipfel des Eisberges, also jede Persönlichkeit existiert durch Ablehnung dessen, was da nicht hineinpaßt, es ist eine Konstruktion kann man sagen, naja, dieses Selbstbild, was man nicht ist, sondern denkt, das man ist, das löst sich dann auf in die Wirklichkeit, in das Große Bewußtsein und dann weiß man daß man nicht war, was man dachte, daß man war. Das ist also die spirituelle Selbstverwirklichung und von dem Moment an ist man ein anderer Mensch, total umtransformiert. In meinem Fall - es ist ja immer verschieden - war das so, daß mein Ich so total aufgelöst war in dieser Erfahrung, in dieser Verwirklichung, daß ich sofort danach ungefähr 10 Jahre in ständiger Glückseligkeit gelebt habe, wie ein Narr Gottes, so könnte man sagen, wie ein göttlicher Idiot. Bestimmte Funktionen des Ich, wie Ehrgeiz und logisches Denken und Selbsterhaltungstrieb und Selbstversorgung und alles, das war eigentlich mehr oder weniger verschwunden.

6. Was sind nun die Konsequenzen davon? Ich lebte (lebe) in der Einheit, ich war (bin) diese Einheit selber, die Einheit die alles unfasst, das heißt dann zugleich in der Verbundenheit mit allen/m, also meine Existenz war, und ist noch immer, Verbundenheit.

7. Ja, dann drohte sich, dann geriet ich natürlich in eine Situation - denn ich hatte, wie das so heißt, eine bestimmte Ausstrahlung - da kamen andere Leute dazu und die möchten gerne hören, was es alles war und so, es drohte also eine Situation, wo ich eine Art Guru werden konnte, das hab ich dann abgelehnt, ich hab erkannt, in dieser glückseligen Situation, daß die Welt eigentlich, wie sie so funktioniert, eigentlich da draußen ist, ausser mir, und das kam mir nicht sehr wünschenswert vor. Ich dachte, was ist das alles wert, wenn ich nicht total inklusiv sein kann, nicht nur die Bäume und das Gras und die Vögel und so, aber auch die Politik und die ganze Sch.... um mich herum und dann hab ich völlig freiwillig und bewußt einen Schritt raus aus dieser Glückseligkeit gemacht, hab es aufgegeben, es war dann bloss immer noch im Hintergrund. (Jetzt ist es auch im Hintergrund, aber ganz subtil, man kann es nicht mehr benennen). Dann hab ich angefangen wieder ein gewöhnliches Leben zu führen, also ich hab Jobs gesucht, und als das nicht gelang, hab ich wieder eine medizinische Praxis angefangen, und ich kann euch sagen, das war ungeheuer schwierig.

8. Stellt euch sich das mal vor: Zehn Jahre nicht mehr in der Welt, und dann wieder Buchhaltung und Telefon und Investieren und Bank und Hypothek und was weiß ich alles. Trotzdem war es eine sehr lehrreiche Zeit muß ich sagen, jedoch sehr viel Leiden, ich war eigentlich nicht imstande meine Arbeit zu machen, auch sehr verwundbar, ich war auch körperlich so transparent, daß ich absichtlich wieder anfing, Pommes zu essen und Fleisch, und Kaffee zu trinken und alles, um nicht mehr so durchlässig zu sein, weil auch sogenannte negative Energien in mir kamen, die mich total verwirrten und auch noch unverarbeitete eigene Dinge, also was eigentlich in der christlichen Mystik die dunkle Nacht der Seele heißt, ich bin sie nicht aus dem Wege gegangen, wie so oft passiert, sogar bei spirituellen Lehrern...(die dann das Eine als Flucht vor dem eigenen Horror missbrauchen), sondern habe sie angenommen, das hat bei mir so ungefähr 14 Jahre gedauert: ständige 24 Stunden Auseinandersetzung mit unverarbeiteten Problemen und Problemen in der Außenwelt.

9. Und jetzt ist es dann ungefähr so, daß ich meine, ich hab da so ein bißchen Harmonie gefunden zwischen innen und außen und bin imstande, sie zu verbinden und damit eine Aufgabe in der Welt zu erfüllen, was für mich darin besteht, daß ich versuche, Spiritualität mit der Gesellschaft zu verbinden, das spüre ich als meine Mission, das hat sich konkretisiert in dem was ich "Vision einer neuen Kultur" nenne, und das ist dreigliedrig: Das erste ist eine neue Spiritualität, das zweite eine neue Gesundheitsfürsorge und das dritte eine neue Gemeinschaft. Diese drei Stufen versuche ich eigentlich als eine Art Amateurvisionär in die Welt zu bringen ohne allzuviel wissenschaftlichen Hintergrund, vermutlich, das ist wohl ganz sicher. Andererseits habe ich ganz viel gelesen...habe tausende Bücher in meiner Bibliothek...also so ganz amateurhaft sieht es auch wieder nicht aus.

10. Naja, und hier sitze ich dann und bin Claudia begegnet und da bin ich sehr dankbar, denn ich glaube, wir haben sehr viele Verbindungen und das ist für mich auch eigentlich das erste Mal, daß ich einen Menschen treffe, mit dem ich mich auf der Basis der Großen Mutter oder dieser Art von Spiritualität und Matriarchat, begegne und selbst spüre, wie wohl ich mich dabei fühle. Dies ist eigentlich sehr neu, daß ich in Kontakt mit einem anderen Menschen so irgendwie wie "homecoming" empfinde, und daß ich bestätigt bin, in demjenigen was ich selber entdeckt habe in meiner eigenen spirituellen Entwicklung, sodaß das dann für mich die richtige Sache ist. Also wie ich zum Matriarchat, zur Große Mutter eigentlich, gekommen bin, kommt dadurch, daß in meiner Selbstverwirklichung das Licht aus der großen Finsternis kam. Das es noch "etwas" hinter (jenseits) dem (des) Licht(es) gibt, wird heutzutage in der Physik das große Vakuum genannt, wird also in den Naturwissenschaften bestätigt, was nur von einigen seltenen Mystikern (z.B. Tibetische Mystikerinnen wie Nangsa Obum oder Dionysios Areopagita, Johannes vom Kreuz) bestätigt wird, nämlich, daß das ganze Universum eigentlich ständig aus einem Vakuum (buddhistisch: „Leere jenseits der Leere" oder „Gebärmutter aller Buddhas") geboren wird und im selben (ewigen) Moment darin stirbt.

11. Das Vakuum kann man natürlich am besten, wenn man sich überhaupt eine Vorstellung machen möchte, übertragen, durch die alte Vorstellung der Gebärmutter. Das kommt der Wirklichkeit noch am nähesten heran. Also das ganze Universum ist in einer Gebärmutter eingebettet - wir alle sind nie aus der Gebärmutter rausgekommen, ist das nicht ein Witz - trotz aller Emanzipation bzw Bewusstwerdung und so.

12. Und jetzt meine politischen Ideen: Ich bin ganz begeistert einerseits vom chinesischen Konfuzianismus, einem Buch, das heißt "Der große Lernprozess", das sagt, "was man innerlich verwirklicht hat, soll man in konzentrischen Kreisen in die Gesellschaft erweitern": vom wahren Selbst zu seiner Gesundheit, seinen Beziehungen, der Haushalt, der persönlichen Ökologie, der Strasse, das Viertel usw. Das ist ein sehr schönes Modell, weil ja in meinem Fall das Wissen von innen her kommt - dieses konzentrische Kreismodell finde ich deswegen sehr interessant - und zweitens habe ich in der europäischen Tradition, nun mal ganz abgesehen vom Matriarchat usw., den Johannes Althusius entdeckt, ein Calvinist aus dem 16. Jh., der ein gesellschaftliches Modell gemacht hat für eine neue Gemeinschaft, ein neues politisches Modell, das auf sogenannter Selbstsouveränität beruht: Das Individuum ist Selbstsouverän, die Familie ist Selbstsouverän, die Straße ist Selbstsouverän, das Viertel ist Selbstsouverän, die Gemeinde ist Selbstsouverän, und die Stadt, der Kreis ist Selbstsouverän usw., so ein Modell von unten nach oben.

13. Also was das Individuum machen kann, macht das Individuum, was er oder sie nicht machen kann, macht die Familie, die Familie macht was sie machen kann, was sie nicht machen kann, wird von der Straße gemacht, die Straße macht, was sie machen kann, was nicht von der Straße gemacht werden kann, macht das Viertel, usw. bis zu einem Modell, worin in dem neuen Europa eigentlich die Staaten aufgeheben werden sollen, denn die Staaten sind ja der Grund aller Übel so ungefähr, und daß da kleinere Einheiten entstehen, was ich die neue Europäische Union der Autonomen Regionen nenne, daß alles auf kleinen Regionen verteilt wird, versteht ihr? Das ist doch nicht schlecht für einen Amateur, nichtwahr? Ich versteh natürlich überhaupt nicht viel von (Partei)politik oder so, aber ich bin sehr begeistert und werde weitermachen, natürlich immer im Rahmen einer spirituellen Vision. Das ist so ein bißchen die Einführung über meinen Hintergrund und ich bin ja gespannt, ob wir jetzt vielleicht interessante Themen finden zu dieser Verbindung von Spiritualität und Politik.

14. Ihr könnt alle Fragen stellen, die ihr wollt. Ich finde es sehr schön, hier zu sein, denn das ist wirklich meine erste Erfahrung, denn solche idiote Leute wie ich, die werden natürlich in meinem eigenen Land nicht geschätzt und ich werde da nie von einer Universität eingeladen, das ist undenkbar, versteht sich.

CvW.: ... Was hast Du so alles geschrieben?

15. HMS.: Ja, ich hab veröffentlicht, das hat angefangen mit "Verwurzelt in Himmel und Erde", also ich hab die verschiedenen Kulturen aller Kontinenten eigentlich neu geordnet und, wo die Leute noch gelebt hatten in Verbindung mit Himmel und Erde, das hab ich dann extrapoliert und das wurde das erste Buch. Dann schrieb ich "Der Schoß des Universums", also die Große Mutter (Matrix) als letztendliche Wirklichkeit, zusammen mit dem Matriarchat und so, soweit ich das konnte; und dann hab ich Gedichte geschrieben, spirituelle Gedichte, und ein Meditationsbuch mit verschiedenen Meditationstechniken, und nebenbei noch eine Autobiografie, nicht zu vergessen aber die politische Veröffentlichungen wie "Die Selbstsouveräne Gesellschaft" bzw "Die Natürliche Sozio-Politische Ordnung" und dann noch verschiedene Bücher über Gesundheit, eines davon ist in Englisch - das ist vielleicht von Vorteil. Alles steht übrigens im Internet drin. Ich bin nicht so für Veröffentlichungen im Verlag, das dauert mir alles viel zu lange, ausserdem verschwinden sie doch irgendwo in einer Ecke in den Buchhandlungen, das mag ich nicht, ich veröffentliche lieber im Internet, so daß alle das lesen können.

16. Dann hab ich auch noch mit dem "Große-Mutter-Buddhismus" den ganzen Buddhismus auf Basis der Großen Mutter umgewandelt. Ganz tolle Sache (lächelt „geheimnisvoll"). Ausserdem habe ich "Die Mutterkirche" geschrieben; ich hätte lieber, daß die christliche Kirche sich aufheben würde, die Praxis sieht ja anders aus, es sind noch immer so viele Leute, die da hingehen, und da hab ich gedacht, wenn so viele Leute da noch hingehen, z.B. auch in anderen Kulturen, Südamerika, den Philippinen, usw. dann mach ich eben einen Entwurf - ich mache gerne soziale Entwürfe, ein bißchen utopistisch, wie soziale Plastik im Sinne Josef Beuys, in diese Richtung - das wenigste was man dann tun kann ist die Kirche umtransformieren, habe also die "Mutterkirche" geschrieben, aber mit Untertitel "Kirche der Mutter", denn die offizielle Kirche nennt sich ja auch "Mutterkirche" obwohl sie eine "Vaterkirche" ist, das meist patriarchalische aller Instituten. Gründerin unserer Kirche ist natürlich Maria Magdalena, wie auch alles andere umgewandelt worden ist. Das Ganze gehört zu einem Projekt "Mutter und Söhne", das versucht, auch im Judentum, Islam, Taoismus, Hinduismus und Buddhismus das Mutterprinzip zu entdecken, und dann diese ganzen Religionen eigentlich auf das Mutterprinzip aufs neue aufzubauen, damit mal eine Art Vision entsteht, eine Art Gedankenübung, daß man sehen kann, es kann auch anders sein, für mich einen grossen Spass muss ich sagen.

17. Oder z. B. im Islam: daß man sehen kann, daß ursprünglich das mütterliche, das GroßMütterliche, die Matrix nenne ich das, das mütterliche Element, immer da war. Die Ka'aba ist nämlich ein Symbol des mütterlichen Prinzips, deswegen sind die Kerle da immer so begeistert, ganz verrückt, wenn die da so rundumrennen. Da ist ein Meteorit drinnen, und früher, in den allerfrühesten Zeiten, wurde angenommen, dass der Meteorit aus der Dunkelheit kam, also aus dem Vakuum, er war ein Symbol der Großen Mutter auf Erden. Und das wurde dann ein mütterliches Heiligtum und diese Ka'aba war ja da schon länger, vor dem Islam, und ist dann umgewandelt worden, hat patriarchalische Bedeutung bekommen usw. Aber sogar in der islamischen Mystik wird die Ka'aba als Geliebte oder sogar etwa als "Göttin" vorgestellt, also, ich glaube, weite Kreise im Islam, die wissen, daß ihr Heiligtum eigentlich etwas Weibliches darstellt, diese Ka'aba. Das interessiert mich ungeheuer und versuche dann auch, es im ursprünglichen Kontext zu sehen.

CvW.: Auch der Buddhismus fängt ja an als eine Absetzungsbewegung von der Gemeinschaft genau wie der Islam, der ja aus dieser Matriarchatszeit hervorgegangen ist sozusagen, das ist der Buddhismus aber nicht, das beginnt ja mit einer abstrakten Gemeinschaftsgründung, der den Kreis von Geburt und Tod, ja das tägliche Leben überhaupt wegläßt und dann sich abstrakt orientiert, klosterähnlich.

18. HMS.: Du hast völlig recht, denn deswegen findet man Ansätze zur Großen Mutter im Buddhismus nur noch in Laienliteratur und vereinzelt u.A. im tibetischen Buddhismus. In China gibt es eine Literaturtradition, die heißt Pao Chüen - meine Frau ist Chinesin, also weiß ich ein bißchen von China - von Laien geschrieben, und die haben ganz andere Erfahrungen bzw Auffassungen als diese Mönche. Und da heißt es auch, die Große Mutter sei besorgt, weil die Menschen sich viel zu viel mit der Welt identifizieren und hat deswegen Buddhas und Erleuchtete in die Welt geschickt, um den Leuten klarzumachen, daß sie erwachen sollen, sich einfügen in Ihr Gesetz des Universums bzw in Ihrem Schoss zurückkehren. Also die Initiative geht von der Großen Mutter aus und nicht von einem Buddha. Auch da wieder gibt es hinter dem Licht, was Buddhanatur eigentlich ist, die Große Mutter, das ist eben die Wirklichkeit oder anders gesagt: das Licht, die Buddhanatur wird ständig aus dem Vakuum geboren und kehrt zu Ihr zurück und zwar im selben Ewigen Moment. Das Letzte is der Grund - weil das Licht zu gleicher Zeit stirbt und aufs Neue geboren wird - weshalb die Buddhanatur als "absolut" vorgestellt wird.

F.: Was denken Sie von Marienerscheinungen, in denen ja auch das Bild der Frau erscheint, und die weist auch auf den Sohn hin.

19. HMS.: Ja, die Mariengestalt ist natürlich eine degenerierte Form der Grossen Mutter, eine Gestalt die von der Kirche unschädlich gemacht worden ist. Trotz dieser Tatsache ist es die Kirche nicht gelungen sie ganz und gar aus ihren patriarchalen Pantheon zu entfernen (was sie natürlich am liebsten gewollt hatte). Deswegen soll sie meiner Meinung nach nicht ganz abgelehnt werden, wie schwierig das für viele, besonders emanzipierte! Frauen auch ist. Sodass für viele andere die Brücke geschlagen werden kann zur Grossen Mutter, wenn man den Leuten bloss erklärt, wie sie damals aus der Grossen Mutter hervorgegangen und danach verstümmelt worden ist. Wenn wir uns mit anderen Kulturen vergleichen, dürfen wir eigentlich froh sein überhaupt noch ein weibliches Symbol in der Religion zu haben. Die Chance sollten wir benutzen statt sie unnachdenklich wegzuwerfen! Übrigens hatte Maria bis in das Mittelalter noch ihre ursprüngliche Bedeutung gehabt.

F.: Ich meinte das Erscheinen des Bildes einer realen Frau hat etwas mit Ganzheit zu tun, wo die Kirche nur einen Aspekt der Frau zeigen will, die Frau ja auch zerlegt hat.

20. HMS.: Ja, Maria ist natürlich die reine und über die Natur und Körperlichkeit stehenden Frau. Und das ist auch ein Aspekt der Psyche. Manche Leute haben da eine innere Resonanz mit so einer "hysterischen" Figur. Verstehst du? Wir sind ja deformiert, und wir haben diesen Kontakt mit der Sexualität, der Körperlichkeit, verloren. Es kommt ja alles aus dem Kopf. Diesen Vorgang kennst du natürlich: Die Große Mutter war ursprünglich das Destruktive, das Lebenserhaltende und das Neue, alles drin, wie man das jetzt immer noch im Hinduismus findet. Also das Gesetz des Universums im Hinduismus ist: Vernichtung, Lebenserhaltung und Neugeburt in einem Prinzip, das wird das Lebensprinzip genannt. Da findet man noch, was die Große Mutter war. Und später wurde das alles abgespalten, und es gab entweder nur destruktive Göttinnen oder Fruchtbarkeitsgöttinnen und so, die nichts mehr miteinander zu tun hatten. Und das ist wiederum das Drama in Arabien gewesen, daß da zufälligerweise in der Umgebung nur die destruktiven Göttinnen waren, und da scheinen auch schreckliche Dinge passiert zu sein, Rituale mit Blut und Mord und so, denn diese Göttinnen waren degeneriert, die waren nicht mehr Teil der Ganzheit der Großen Mutter. Und das war Terror, und man kann ruhig sagen - und das erklärt natürlich auch viel -, daß der Islam eine reaktionäre Bewegung ist, aus Angst vor den lokalen Göttinnen, die da waren. Deswegen auch von Anfang an die vollständige Unterdrückung - nicht von Anfang an, der Mohammed war da noch ein bißchen frauenfreundlich, aber dann sehr bald - die Unterdrückung der Frau. Ich meine, die Unterdrückung der Frau ist nicht nur, im Islam, eine Nebenerscheinung oder so, oder zufälligerweise - sondern gehört zum Kern.

CvW.: ... zur Geschichte mit Dunkelheit und Licht, das haben wir ja hier auch diskutiert, diese schreckliche Verteilung auf das Materielle und Geistige, die Trennung. Diese Lichtmetapher, die ja seitdem immer für das Männliche, das Positive, das Aktive, das Konstruktive und so steht, und die Dunkelheit die steht dagegen immer für das weibliche Destruktive, das Passive, das Negative. Die Licht-Dunkel-Metapher oder Materie-Geist-Metapher, spielt auch in der Alchemie eine Riesenrolle, auch wieder Trennungsprozess ...und die Rückführung auf die Ursprungsmaterie als die schwarze Masse, Nigredo, und daraus wird dann das Helle bis zum Goldenen, also das Licht, wo das immer wieder verbunden ist mit dieser Art männlichem Schöpfungsprozess, wo eigentlich im Grunde diese dunkle Seite, oder die abgetötete oder die vernichtete zu überwinden gedacht sei mit solchen Erklärungen...

21. HMS.: Ja, wie "Christus der die Dunkenheit überwunden hat"...

CvW.: bis zum arischen Ideal, blonde Haare, das ist ja nun ein ewiges Problem, an dem wir nun hängen bis zum Geht-nicht-mehr ...

22. HMS.: Während das Licht - das Göttliche - Gott nicht als Person und so, in der Wirklichkeit nicht getrennt als Seinszustand existiert, sondern innig mit der Mutter verbunden ist - ja, zugleich als Ihr Lichtkörper als auch das von Ihr abhängiges Kind: Sohn oder Tochter zu betrachten ist - hat aber als solches nichts mit dem Mann, Vater, Gott, Gott-Vater zu tun, es ist einfach ein neutraler, indifferenter Seinszustand. Was jetzt vielleicht eine große Umwandlung sein könnte: Dieser Seinszustand war immer Grund, war immer Ausgangspunkt für eine licht-, männlich-. patriarchal-orientierte Gesellschaft. Und wenn sich jetzt herausstellt, daß das Göttliche zwar existiert - es ist gar nichts Falsches daran, ich meine - aber daß es nicht das Letztendliche ist, daß es aus dem Vakuum, aus der Gebärmutter ständig geboren wird, dann wird das Göttliche zum ersten Mal, und alles was drum und dran ist, relativ, ist dann nicht mehr absolut. Und das ist für mich das Faszinierende dran: daß man sagen kann, o.k., es ist alles in Ordnung, aber es ist nicht mehr das Letztendliche, das Letztendliche ist die Große Gebärmutter, bloss weil "Gott" selber auch ständig wiedergeboren wird, kann er niemals mehr absoluten Anspruch auf Autorität erheben.

F.: Das Göttliche ist dann nicht das Schöpferische, sondern eher das Geschöpf?

23. HMS.: Ja, so kann man es sehen, es wird aus dem Vakuum, aus der Gebärmutter geboren, also in christlichen Kategorien heisst das, dass der "Vater" in Wirklichkeit der Sohn ist.

F.: Insofern das Männliche immer als Geschöpf?

24. HMS.: Ja, das Männliche ist immer im Weiblichen eingebettet und nicht umgekehrt, wenn das ist was Du meinst. Übrigens kann man vom Göttlichen natürlich auch sagen, wie in Japan, daß es die Tochter ist, man kann es natürlich benennen wie man möchte, ich meine, es ist nicht unbedingt der Sohn. Aber im ursprünglichen Matriarchat, und ihr kennt wahrscheinlich die Bücher der Heide Göttner-Abendroth, wird diese Verbindung der Großer Mutter mit ihrem Sohn/Liebhaber sehr benachdruckt. Er ist dann auch oft der Gott-König des Reiches, eine sehr fruchtbare Beziehung also. Also ist ja auch nichts Falsches dran, ich meine, wir müssen den Männern natürlich auch noch eine Position gönnen im Universum, nichtwahr?

CvW.: Genau.

25. HMS.: Ja, aber hier (Foto eines kleinen auseinanderklappbaren Altars in Form der Muttergottes) ist etwas ganz Schönes, hier, das stammt, habt ihr das schon gesehen, zuerst war es zugeklappt, so stand es in den Kirchen, und niemand sah dran, daß das etwas Besonderes war, und nur die Eingeweihten die wußten dann, dass es ausgeklappt eine Muttergottes (Maria) darstellt, aus deren Körper sowohl der Gott Vater, der Sohn und der Heilige Geist geboren werden.

PS. SIEHE BILD

26. Und hier ein weiteres Bild. Ich hab versucht ein mandala-artiges Bild des Kosmos zu zeichnen. Das Schwarze also, das ist das Letztendliche, woraus alles geboren wird, das Vakuum, die große Gebärmutter also, während das Weiße und das Gelbe, zwei Aspekte des Göttlichen darstellt, denn letztendlich ist das Göttliche ganz transparent und es ist eigentlich eher weiß, es hat aber auch einen Lichtaspekt und das ist dann gelb, und das Grüne, das ist das Universum oder die Erde. Alles wie eine Gebärmutter gezeichnet, also das Göttliche wird aus dem Vakuum geboren und das Universum wieder aus dem Göttlichen, man kann also sagen: "Gott" ist der Lichtkörper der Großen Mutter. Also wird die ganze Welt, wenn man es sich so vorstellt, ganz anders. Dann ist das ganze Fundament unter dem Patriarchat, spirituell gesehen, weggeschlagen. Wenn das Licht nicht mehr das Letztendliche ist, dann kann es auch nicht mehr der Rechtfertigung dienen.

PS. SIEHE BILD

CvW.: ... und alles Darüberstehen und Selbst-Machen ...

26. HMS. Ja, weil die Dunkelheit, das ist für die Männer die größte Angst, und die muß überwunden werden, deswegen wurde sie dann auf einer Stufe mit dem Licht dargestellt, also als zwei Polaritäten, die sich dann darauf bekämpfen, obwohl es in der letztendlichen Wirklichkeit einen solchen Gegensatz garnicht gibt. Das Licht wird aus der Dunkelheit geboren, das heißt, es ist eine Hierarchie da. Erst später, um es zu neutralisieren, ist es dann absichtlich so vorgestellt worden, als wären Licht und Finsternis zwei gegensätzliche Kräfte. Dieser Dualismus hat damals in Indien angefangen, also mit der Vedanta. Heute ist gerade der Vedanta so populär, es gibt jedoch garkeinen Grund dafür, denn er ist wirklich die Ursache allen Elends.

CvW.: Aber als Sinnbild, das muß man schon sagen, das Modell steht in keinem Herrschaftszusammenhang, ... Hierarchie heißt der Heilige Beginn, eigentlich, heißt wirklich Über- und Unterordnung, also (Tafel) ... das wäre sozusagen der Ursprung, und dann kommt hieraus das Nächste, und hieraus wieder, Schachtel heißt das Bild eigentlich, so, also das ist die Anordnung, das ist die eigentliche Hierarchie, der heilige Beginn, hier beginnt es und wächst immer heraus, eins aus dem anderen. Oder wie diese Puppe, die wir ja auch hatten, diese russische Puppe, wo alles so, diese Gestalt, alles ist da drinn und dann ist nochmal eine drinn und so, und nochmal, wie die Zwiebelform ...

F.: Wie kann man den Ursprung des Patriarchats verstehen?

27. HMS.: Ja, die ganze Kultur hat ja eine Ego-Entwicklung durchgemacht, und das ist von den Männern in Gang gesetzt, das ist das Ego, das ist von den Männern eigentlich entwickelt worden, in erster Linie. Und was ist für das Ego das Bedrohlichste was es gibt - das ist, sich wieder aufzulösen in den Urgrund wo es herkam. Also der Selbsterhaltungstrieb des Ego, das darf man nicht unterschätzen, und auch nicht sagen, das sei so ganz schlecht und so. Um eine Persönlichkeit zu haben, muß das auch abgegrenzt werden können und man kann sich nicht ständig auflösen. Aber das ist leider in der Psychologie des Mannes etwas anderes geworden, daß nämlich die männliche Psyche die Mutter bekämpfen müßte, um sich selber zu sein. Das hat allerhand Parallelen. Um eine Identität haben zu können, muß man sich von der Mutter - das ist männliche Psychologie, denn der Mann muß ja anders sein, es ist nicht wie das Mutter-Tochter-Verhältnis - und wenn der Mann anders sein soll, dann muß ja die Mutter verneint werden, um sich selber sein zu können, so hat er es immer erfahren. Und ein Schritt weiter ist: Die Mutter muß vernichtet werden, und noch einen Schritt weiter: Alle Frauen müssen vernichtet werden usw., sodaß da ein Haß entsteht. So kann man das ein bißchen erklären.

M.: Und was tun wir dann mit dem Ur-Vater?

28. HMS.: Ur-Vater? Da habe ich kaum Interesse, ich bin ja viele Dezennien mit dem Ur-Vater konfrontiert gewesen - nicht mit meinem eigenen Vater, denn er war ein liebevoller Mann, sondern mit der Autorität, wie z.B. der Kirche - und das reicht - ich meine, so empfinde ich das emotional - aber Du hast natürlich recht das, naja der Ur-Vater aus der Ur-Mutter hervorkommt - so ist es eben.

CvW.: Und das wird nun mit der (patriarchalischen) Alchemie ja bestritten. Da wird gesagt, das erste Wesen kommt nicht aus einer Mutter, sondern aus irgendeinem Männlichen oder nicht Definierbarem.

29. HMS.: Ja, das Patriarchat hat auch viel zu verlieren, denn das Vakuum braucht garkein männliches Prinzip. Das sollte hoffentlich klar sein: Das Vakuum, die universelle Gebärmutter, braucht nicht befruchtet zu werden um zu gebären. Das Vakuum gebiert aus sich heraus. Je leerer es wird - das hat mit der Leere, mit dem Prinzip der Leere zu tun - desto vollständiger ist dasjenige, dass aus Ihr geboren wird. Wenn die Leere absolut wird, dann findet ständig die Geburt des Lichtes statt. Der Geburtsprozess ist inhärent am Mysterium der Leere - ist sichselber genug - hat also nichts mit einem männlichem Prinzip zu tun. Das dies sogar auch auf Energie-ebene stattfindet - also eine viel oberflächlichere - weiss ich aus eigener Erfahrung. Während des tiefen Atmens verwandelte mein Körper sich auf einmal in einen weiblichen Körper und das hatte einen viel höheren Wirklichkeitsgrad als sonst. Ich war in einer Ur-Energie drin und meine Brüste, die waren so sensitiv, ich glaube, die meisten Frauen, die würden da eifersüchtig sein, so sensitiv waren sie. Eine weibliche Ur-enegie hat mein System total übernommen, ich war da drin total aufgelöst und zugleich geöffnet zum Kosmos hin. Eine unglaubliche Powererfahrung.

30. Der springende Punkt ist, dass auch hier keine einzige männliche erotische Phantasie im Spiel war, keinen Anlaß oder Anregung oder was auch, also war ich in meiner Weiblichkeit total michselber. Also in tieferen energetischen Schichten, die uns alle zur Verfügung stehen, sind wir auch garnicht komplementär, wie so immer gesagt wird, Yin und Yang, weiblich und männlich, das ist nur an der Oberfläche so. Wenn man ein bißchen tiefer kommt, ist man einfach total, das kann auch eine männliche Energie sein natürlich. Und, wie ich so am Anfang sagte, ist man im Grunde genommen - also im Bereich des Geistes - entweder seine Energie, noch seine Gedanken, noch sein Selbstbild. Strikt genommen ist man nicht Frau oder Mann: ich bin z.B. kein Mann. Ich bin etwas Neutrales, das was hier drinnen ist (zeigt auf seine Brust). Und das ist bei jedem so, jeder der bewußt wird, erwacht - erwacht ist politisch natürlich ein nicht so angenehmes Wort, aber in der Spiritualität ist es o.k. -, wenn man erwacht, dann entdeckt man, daß seine wirkliche Identität der innere Beobachter ist.

31. Wenn das passiert, entdeckt man, dass das neue Ich sich in der Mitte befindet, während die Gedanken, die Vorstellungen, Emotionen, das Selbstbild usw sich an der an der Peripherie aufhalten. In der Mitte ist man etwas was man nicht definieren kann. Was mann dann auch deutlich sieht ist, daß weiblich und männlich etwas Oberflächliches ist womit man spielen kann. Sie sind also keine Identität, sondern eine bio-psychische-soziale Funktion. Ich wiederhole: weiblich oder männlich zu sein, ist eine Funktion, keine Identität. Aber wenn man nicht weiß, daß man mehr ist als das, dann natürlich benützt man alles, um seine Identität aufzubauen, also gehört die Männlichkeit und die Weiblichkeit zu deiner Identität: Ich bin eine Frau usw. Aber für mich ist Männlichkeit und Weiblichkeit eine Mischung, die sich auch ständig ändern kann was natürlich bei jedem wieder anders ist. Viel durchschlaggebender aber ist, ob man sich mit dem Patriarchat oder mit dem (neuen) Matriarchat identifiziert...So gesehen drehen die sogenannte "Genderstudien" sich ständig um den heissen Brei herum. Es geht nicht um das Verhältnis der "Gender" untereinander, sondern um die Identifikation - ja oder nein - mit einem neuen Weltbild. Es kann also nicht ausdrücklich genug gesagt werden, dass der "Kampf der Geschlechter" aufhören sollte, um mit der freigesetzten Energie gemeinsam an einer neuen Welt arbeiten zu können!

F.: ... Du bewegst Dich also auf meheren Gebieten: Spiritualität, Gesundheitsfürsorge, Politik, Poesie und, und, und...wie kriegst du das fertig?

32. HMS.: Ja, das ist für eine Person ziemlich viel, das wirst Du verstehen. Und deswegen beschränke ich mich eigentlich heutzutage ein bißchen, ich hab leider keine Universität zur Verfügung, also es hat seine Grenzen. Meine Aufgabe ist u.A. Visionen zu entwickelen. Daß man einfach sehen kann, es geht auch anders und zur gleichen Zeit die Leute mit der Spiritualität vertraut zu machen. Übrigens bedeutet das für mich selber, dass ich meine Überzeugung selber leben muss. Das ist meine persönliche Aufgabe. Das Teaching beinhaltet, daß das existentielle Leiden fruchtbar ist - je tiefer es geht, desto leidenschaftlicher das Verlangen nach Ganzwerdung - dass man seine Gedanken bzw seine Probleme nicht ist, daß das Erwachen ein Kinderspiel ist und im Bereich eines jeden, daß man also "Herr" ("Herrin") im eigenen Hause ist. Ist man dagegen "in Gedanken", dann ist man (frau) nie da. z.B. nach der Vorlesung gehst du mal ein bißchen spazieren in diesem schönen Park und was passiert da?: Du bist ständig in Gedanken. Nicht nur hat man keinen Kontakt zu seiner Umgebung, sondern man kennt dieses "man" (sich) nicht einmal.

33. Dass man keinen Kontakt mit den Bäumen, dem Gras und den Vögeln hat, weil man ständig in Gedanken ist, das ist ja schade. Man ist nie da. Also, das ist das Grundleiden, das Schmerzliche dran. Der Punkt ist, dass die Leute das garnicht spüren, denn diese Ersatzwirklichkeit der Gedanken und Vorstellungen, die Leute nennen das ihre Kreativität - ja, sie sind noch stolz drauf - ich provozier jetzt ein bißchen, blokkiert den direkten Kontakt zu ihren Umgebung. Also: Wir Menschen leben eigentlich ständig in einer Ersatzwirklichkeit, und ich halte das dafür verantwortlich, daß wir so leicht manipulierbar sind, denn in dieser Ersatzwirklichkeit haben die anderen die Macht. Da kommt für mich das Politische und das Spirituelle ganz nah zueinander. Wir sind manipulierbar, weil wir uns selbst aufgegeben haben und süchtig sind nach unserem Selbstbild und unserer Ersatzwirklichkeit. Wenn man wirklich Kontakt hat mit dem Baum, wird man nie erlauben, daß er kaputtgemacht wird. Denn dieser Baum ist ein Teil von dir. Wenn da ein direkter Kontakt ist, das ist eine Liebesbeziehung, das ist wie eine Mutter-Kind-Beziehung.

M.: ... ich hab ähnliche Gedanken, und zwar ist das für mich der Sündenfall. Ich behaupte ja, wir wären nie aus dem Paradies vertrieben worden. Wenn ich mich mal anschau, die Welt, wie sie an und für sich ist, also die Natur, sind wir nie aus dem Paradies vertrieben worden, sondern nur dadurch, daß wir dieses Konzept des männlichen Gottes akzeptiert haben. Der hat uns nicht physisch aus dem Paradies vertrieben, sondern nur gedanklich.

34. HMS.: Ja, unbewußt mit dieser Ersatzwirklichkeit identifiziert zu sein, das ist wirklich der Sündenfall. Sind wir aus der Wirklichkeit, aus diesem Paradies heraus, das nicht nur damals war, aber hier überall, ständig, jede Sekunde, haben wir uns da heraustreiben lassen durch unsere eigene Ignoranz, dann sind wir von dem Moment an manipulierbar, denn wie gesagt in dieser Ersatzwirklichkeit haben andere die Macht: Wissenschaft, Technologie, Kapitalismus, der Staat, die Medien usw. Hier also fallen spirituelle und sozial-politische Befreiung zusammen

F.: Was sind die Merkmale der Grossen Muttertradition?

35. HMS.: Sie ist ein Beginn einer neuen Ära, eine wobei die letztendliche Wirklichkeit als ein Vakuum aufgefasst wird – eine Gebaermutter, die Grosse Mutter – worin sowohl das Goettliche als auch das Universum staendig sterben und wiedergeboren werden. Obwohl sie ein sehr klares spirituell/religioeses Fundament hat, muss benachdruckt werden, dass die Matrix sich nicht als eine uebliche Religion versteht. Siehst Du, eine gaengliche Religion stuetzt auf Glauben, auf eine Anzahl exklusiver Prinzipien und Praktiken bezueglich des inneren Lebens. Obwohl oft soziale und sogar politische Aktivitaeten entwickelt werden, bleibt die Aktivitaet beschraenkt auf bloss ein Paar Gebieten. Die Matrix dagegen soll nicht als solches aufgefasst werden, sondern eher als eine Weltanschauung mit der Grossen Mutter als letztendliche Wirklichkeit, eine Kosmologie, eine Vision einer neuen Kultur (eine „Kulturreligion", wenn Du willst), auf „weibliche" Werte gegruendet, wobei alles mit einander verbunden ist: Makro- und Mikrokosmos, Himmel, Erde und die Gesellschaft, das Gesetz des Universums und Ethik, Wahrheit und Gerechtigkeit, Wissenschaft und Demokratie, Ordnung und Solidaritaet, Oekologie und Wirtschaft, die Kreislaeufe der Natur, Gesundheit und Regeneration, Frauen und Macht, Souveraenitaet und die Gemeinschaft…Die Anfaenge einer solchen Gesellschaft kann man in meinem Entwurf der „neuen Spiritualitaet, der neuen Gesundheitsfuersorge und der neuen Gemeinschaft" finden.

M.: Ganz andere Frage. Ist für Dich Spiritualität gleichzusetzen mit Transzendenz?

36. HMS.: Aha. Das Wunder ist: Wenn man zu sich Selber kommt, also in dieser neuen Dimension, die man Selber ist, dann heisst das Immanenz. Wenn das sich weiter ausdehnt, wird früher oder später diese Immanenz - das wahre Selbst - sich in die Transzendenz auflösen, sie werden eine "Substanz". Also, während im Christentum die Transzendenz in die Zukunft projiziert wird - Himmel - wird sie hier in diesem Moment verwirklicht, im Hier und Jetzt. Das Christentum hat jedoch nicht nur das Göttliche in jedem vernichtet, sondern auch unsere Beziehung zur Erde. Die älteren Kulturen, auch die nach dem Matriarchat kamen, die griechisch-römische Mysterienreligionen z.B., bei denen war das noch intakt. Die Menschen waren noch verbunden mit Himmel und Erde, für das Christentum waren das jedoch Heiden bzw Ketzer. Wenn ein rheinländischer Einsiedler, Eckhart oder eine Schwester Katrei oder wer auch sagte: Tief innerlich bin ich Gott bzw göttlich - das größte Tabu im Christentum - dann wurde man gefoltert oder/und verbrannt. Sowohl die vertikale als auch die horizontale Verbindung, also mit dem Körper, mit der Sexualität, Erotik, mit der Natur, mit der Weiblichkeit, war für das Christentum ein Greuel, also die Vernichtungsarbeit des Christentums war zweierlei: vertikal und horizontal. Und seitdem ist eigentlich die ganze Kultur ein Barbarentum geworden, die ganze westliche Kultur ist total ohne Wurzeln. Deswegen war die ganze Entwicklung von Anfang an eine Krankheit. Die Basis wurde schon vor 2000 Jahren gelegt, während die Auswüchse immer schlimmer wurden, letztendlich bis zum Nazionalsozialismus, was eher logisch war als eine Überraschung.

F.: Wieso kann sowas entstehen? ...

37. HMS.: Ja, weil wir total zurückgeworfen sind auf unser Ego und gar keine Verbindung mehr haben, total abgestumpft sind und nur im Kopf leben. Eigentlich, wenn man die menschliche Person vorstellen möchte, dann hört's hier (zeigt auf den Hals) auf. Und wenn man keine Verbindung mehr hat, ist man der existentiellen Angst ausgeliefert (Das Holländische ist manchmal so nah zu dem Deutschen, sodaß wir ganz komische Fehler machen, habt ihr schon gemerkt?), also wenn wir unsere Verbindung mit unseren Gefühlen, unserem wahren Selbst, dem Himmel (dem Göttlichen), der Erde und der Menschengemeinschaft verloren haben, was das existentielle Leiden der westlichen Kultur ist, dann sind wir der existentiellen Angst und dadurch der Manipulation ausgeliefert.

M.: Sie sprechen öfter vom Göttlichen - Wo ist das geblieben, das Göttliche? ... zu finden ...

38. HMS.: Hier, überall.

M.: Wo?

39. HMS.: Hier. Der Witz ist: Du versuchst es zu finden, aber du kannst nie raus. Das ist das bekannte Bild vom Fisch, der das Wasser sucht.

M.: Man sucht es trotzdem.

40. HMS.: Weil man zu wenig Vertrauen im Finden hat, sich einfach eröffnen für die Wirklichkeit in sich selber und um sich herum, rezeptiv sein. In Wirklichkeit ist es sehr einfach...Wenn man (frau) innerlich zu sich kommt, was eine einfache Übung schon bewerkstelligen kann, und so die innere Wahrnehmung wird, entdeckt man seine wahre Identität.

F.: Also auch eine Verbindung zwischen innen und außen?

41. HMS.: Ja, wenn die neue Qualität wie gesagt sich erweitert, dann entdeckt man, daß es nicht nur innerlich ist, aber daß es auf einmal - meistens plötzlich - eine Verbindung macht mit der äußeren Qualität, die man bis dahin noch nicht kannte, und das wird dann Erleuchtung genannt. Mit Erleuchtung wird gemeint, daß die innerliche Qualität auf einmal mit der äußeren Qualität zusammenfällt. Sie ist das große Bewußtsein, worin alles drin ist. Wie der Raum hier. Er selber ist unsichtbar, während die sichtbare Welt: die Stühle, die Pflanzen usw. den Inhalt darstellen. So ist es auch mit dem unendlichen Raum: er umarmt alles, das ganze Universum, ist total inklusiv, "all-embracing". Mit der Verwirklichung ist also zugleich das unendliche Mitgefühl geboren. Wenn du ein Teil von mir bist, in meinem Raum bist, bist du wie ein Kind der Mutter, bist du ein Teil von mir, also, oder wie die Christen sagen, dann "liebe ich dich genauso wie mich selber". Daher kommt die Leidenschaft für das Ganze. Bist Du Ich- oder Ganzheitorientiert, dass ist die Frage.

M.: Das scheint mir an sich nichts Neues zu sein, denn diese Wahrheiten werden in allen Traditionen benachdruckt.

42. HMS.: Das ist vollkommen richtig. Das Neue hier ist, dass, wie oben schon gesagt, dat Göttliche nicht die letzte Wahrheit ist, sondern das alles letztendlich aus der Grossen Mutter hervorkommt. Also Gott nicht als etwas Eigenständiges, sondern als Sohn/Tochter/Lichtkörper der Matrix.

F.: Sie haben gesagt, Sie haben zehn Jahre fast wie im Paradies gelebt, -

43. HMS.: Ja, nicht „fast wie", sondern im….

F.: Wie lebt man da?

44. HMS.: Wenn ich daran zurückdenke, dann habe ich fast keine Erinnerung mehr. Ich war wirklich (in) eine(r) ständige(n) Glückseligkeit, ohne Sorgen, ohne (störende) Gedanken, Vorstellungen, Erinnerungen, Ängste, die waren alle nicht da.

F.: Und von was lebt man?

45. HMS.: Ja, von was lebt man, da war eine Scheidung, und ich hatte ein bißchen Geld davon, und davon konnte ich ein paar Jahre leben, ich brauchte nicht zu arbeiten, das war natürlich ganz schön, daß das so war. Und dann allmählich hab ich dann auch ein bißchen Arbeit gemacht, wie die sogenannte Fasten-Meditationskreise, da wurde dann eine Woche oder zehn Tage - ich komme gerade aus der Schweiz, wo wir das wieder gemacht haben - da wurde gefastet mit Darmreinigung, Massagen, Wanderungen, Zen-Meditation, Satsang, Qigong und spirituelle Gespräche, so ähnlich. Eine innerliche Erneuerung auf verschiedenen Stufen, also auch emotionale Selbsttherapie mache ich dann, damit man besser mit dem Unverarbeiteten umgehen kann, da ist ein bißchen von allem drin. Und das machte ich dann einmal im Monat. Und andere Dinge: Als der Papst in Holland kam, habe ich das erste holländische Ketzerkonzil initiiert, aber alles ganz spielerisch, gar nicht seriös, da kamen alle meine Freunde, und die machten das Organisatorische, ich war da weniger imstande mich um das Organisatorische zu kümmern. In der gleichen Zeit gründete ich die Lebend Zen Schule und weiter: den ganzen Tag einfach nichtstun, ein Bißchen spazieren, auch eine halbes Jahr der freiwilligen Obdachlosigkeit, wo ich mitten im Winter auf dem Fahrrad durch das Land (Holland) fuhr und oft nicht wusste wo ich abends schlafen würde. Also war ich oft in der Natur, auch Gedichte geschrieben, viele erotische Abenteuer gehabt und ständig in einem Zustand, wo ich einfach - freudvoll und ganz ausgeglichen, so ganz in Frieden mit mir selber, und keine Grenzen haben - aufgelöst war in etwas Größerem, "nichts Besonders, nichts Heiliges".

F.: War das so was wie die Verbindung etwa zwischen Himmel und Erde?

46. HMS.: Ja, das war durchaus Leben in der Verbundenheit, absolut, jedoch eine wobei ich das Eine war (bin) und alles umarmte.

M.: Intuitives Handeln?

47. HMS.: Intuitives Handeln auch, ja.

F.: Getragen sein?

48. HMS.: Getragen sein, absolut, ja. Aber auch ganz kindlich. Auf Holländisch sagt man "huppelen", wie übersetzt man das: mit hüpfen? So wie ein Kind, ja hoppeln durch die Strasse, ja das machte ich, in der Stadt, acht Stunden, jeden Tag, Monate lang, einfach Spazieren, ohne Zweck. Einfach, weil es Spaß machte, zu spazieren, weiter nichts. Auch nicht wissen, wo ich hinsollte oder was auch. Ich könnte hier endlos erzählen, was da alles passierte, bloss...

F.: Keine Ängste?

49. HMS.: Keine Ängste. Vielleicht weil ich die grosse spirituelle Todeserfahrung („Das Grosse Sterben", tibetisch: delog) gehabt habe. Seitdem habe ich auch keine Angst vor dem Tod mehr.

F.: ...Hast Du jetzt eine Praxis in Holland?

50. HMS.: Nein, meine Frau, vor zehn Jahren habe ich aufs Neue geheiratet, sie kommt wie gesagt aus China, arbeitet jetzt in der Praxis. Sie macht Traditionelle Chinesische Medizin und ist spezialisiert in Guasha, etwas sehr wundersames. Weiterhin habe ich sie dann in Naturheilverfahren ausgebildet und so hat sie die Praxis praktisch übernommen, und ich bin jetzt frei, um meine "Mission" auszutragen: Verbreitung der Grossen Muttertradition, die weltweite "Für die Ganzheit des Lebens" Pilgerfahrt (auch "City Awakening" genannt), das Organisieren der "Reborn-gruppen" usw.* In diesem Rahmen stehe ich immer zur Verfügung, z.B. Teaching, Satsang und mache ich auch gerne eine Gruppenkonsultation, wo Leute allerhand Fragen über Gesundheit oder Krankheiten stellen können. Die Guashatherapie ist eine u.A. sehr effektive Schmerzbehandlung, das geht mit einem Stein und Öl auf der Haut, womit man Computerschultern und Computernacken und so behandeln ("schaben") kann, das mach ich dann auch, weil es so viel Spaß...und Erfolg bringt.

* Siehe unter Aktivitäten

51. Zum Schluss möchte ich über eine neue Gesundheitsfürsorge sprechen. Und das hab ich entwickelt aus meinen eigenen Erfahrungen und das sieht so aus - ist da Interesse daran, neue Gesundheitsfürsorge? (Bekommt Bestätigung). Ich habe entdeckt, wie viel Leute selbst machen können, ich meine, Robert Müller - das war ein ehemaliger Direktor der WHO - hat schon gesagt - er war selbstverständlich in vielen anderen Ländern gewesen, und es ist immer hilfreich, wenn man auch mal andere Kulturen erfährt - dass 70 % aller Krankheiten von den Leuten selbst - durch traditionelle Methoden - geheilt oder verbessert werden kann. Ich hatte immer schon eine Praxis, wo ich die Leute so viel wie möglich zu Selbstarbeit anregte. Also Ernährung natürlich - kein Arzt wird für Dich kochen, das mußt du selber machen. Auch Fitneß macht keiner für Dich usw. Mit etwas mehr Erfahrung kannst Du sehr viel selber machen, Selbsthilfemethoden also rücken dadurch - auch weil die Schulmedizin immer mehr versagt - in den Mittelpunt. Also das Modell das ich entwickelt habe, ist ganz einfach, aber revolutionär.

52. Die Struktur der Neuen Gesundheitsfürsorge besteht aus drei konzentrischen Kreisen. Der innere Kreis ist das, was man selber machen kann: Selbsthilfe (60-70% der Fällen), der mittlere Kreis umfasst alles was heutzutage "alternativ" genannt wird, also Ganzheitsmedizin (20-30% der Fällen) während der äussere Kreis letztendlich von der Schulmedizin eingenommen (10-15% aller Fällen) wird. Das besondere dran ist die hierarchische Struktur. Erst wird Selbsthilfe ausprobiert*. Hilft das nicht oder ungenügend, dann werd der (die) Patient(in) zur professionellen Ganzheitsmedizin überwiesen. Die Selbsthilfe wird unterstützt von Gesundheitsberater(innen), die sich entsprechend in Strassen und Vierteln niedergelassen haben. Natürlich ist es selbstverständlich, dass, solange das eigene Immunsystem noch funktioniert, der Patient der Ganzheitsmedizin überwiesen wird, während erst dann, wenn die Therapie versagen sollte, die Überweising zum(r) Spezialist(in) bzw zur technologischen Medizin, mit seinen chirurgischen, radiologischen und chemotherapeutischen Methoden erfolgen wird, alles in logischer Reihenfolge. Die direkte Überweisung zur Klinik ist natürlich immer berechtigt, wenn es um schwierige bzw seltene Probleme handelt, einen Unfall, oder eine komplizierte Geburt. "Normal" ist es leider so, daß man in der Schulmedizin, absichtlich oder nicht absichtlich, die Menschen sich selber überläßt, nichts macht, bis die Krankheit so schlimm ist, chronisch ist, terminal ist, daß es dann nur noch durch technologische Methoden "kuriert" werden kann. Das hat hoffentlich seine längste Zeit gehabt.

* In meinem Buch "Das Fliesssystem" sind 200 verschiedene Selbsthilfemethoden beschrieben.

53. Nun, ich bin hier am Ende meines Vortrags gekommen. Ich danke sehr für Eure uneingeschränkte Aufmerksamkeit.

1) Werlhof, C. von, "Mutterlos", Frauen im Patriarchat zwischen Angleichung und Dissidenz, 1996 Frauenoffensive

AKTIVITÄTEN:

Wie gesagt betrachtet Han Marie Stiekema es als seine Mission die Grosse Muttertradition zu verbreiten mittels Begegnungen, Teachings, Retreats usw.; Mutter-orientierte Menschen zusammenzubringen (Netzwerken, jährliches "International Great Mother Forum"); praktische Dienstbarkeit zu betreiben (Reborn Orden: Spiritual Service-Health Service-Community Service), die weltweite „Für die Ganzheit des Lebens" Pilgerfahrt (City Awakenings/Das Städte-Erwachen) zu organisieren und ein Matrizentrum zu gründen (u.a. für Studium, Retreat, Training, Konferenzen). Ist oft auf dem Wege. Info: Sehe unter Adressen.

Eine kurze Biographie des HMS findet man in "Die Erleuchteten kommen" von D.Bittrich & C.Salvesen, 2002 Goldmann.

Übrigens hat er vor kürzem eine spirituelle Name angenommen: "Sermes" (von Servant/Messenger, selbstverständlich....der Grossen Mutter).

ADRESSEN:

* Zur Gesundheit: http://welcome.to/FreeWHC/ inklusiv der persönliche Gesundheitsplan und die Neue Gesundheitsfürsorge
* Zur Spiritualität: (Grosse Mutter Spiritualität/Reborn Orden/"Für die Ganzheit des Lebens" Pilgerfahrt, usw): www.originaltrad.faithweb.com Sehe auch: http://welcome.to/thegreatlearning/
* Zur Politik: (Die Selbstsouveräne Gesellschaft/Die Natürliche Sozio-Politische Ordnung):
http://turn.to/eu-ar/

INFO und KONTAKT:

wsc@originaltrad.faithweb.com

 

 

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Vortrag von Han Marie Stiekema, Holland
am 26. Juli 2002 an der Universität Innsbruck
auf Einladung von Prof. Dr. Claudia von Werlhof
Institut für Politikwissenschaften, im Rahmen
der Vorlesung "Gesellschaft als
'alchemistisches System'".

CvW.: Darf ich einen matriarchalen Mann vorstellen?...
Er ist spiritueller Lehrer, Psychotherapeut und Arzt, hat mein Buch
"Mutterlos" 1) gelesen und betrachtet es als seine Aufgabe die
"Botschaft" der Grossen Mutter zu verbreiten.

Danke Claudia. Liebe Freundinnen und Freunde,

 

1. HMS.:... Ich weiß natürlich nicht, was da bei euch lebt, sodaß ich dann vielleicht, erst nachdem wir ein bißchen so hin und her gesprochen haben, einen kleinen Vortrag halte, vielleicht ist es gut, erstmal anzufangen mit meinem Hintergrund.

2. Ich bin 42 geboren, also im Krieg, hatte Abitur 1972 und während meiner Studien wußte ich ganz genau, daß ich Arzt werden möchte, sondern nicht in dieser Art und Weise, ganz anders, aber wie, wußte ich eigentlich nicht. In Holland gab es damals überhaupt keine Alternativen, und dann bin ich 72 nach Österreich gefahren, und bin da ausgebildet nach Mayr, ich bin also Fastenarzt und habe das später erweitert zu Naturheilverfahren allgemein, und hab dann in Holland als erster junger Arzt nach dem Krieg - Pionier kann man schon sagen -, eine Praxis eröffnet, ein Zentrum in Naturheilverfahren, mit einem biologischen Garten, und ich war da in der Hippiekultur drin, also ich hatte lange Haare und machte alles in dieser Art und Weise. Es war sehr spannend, muß ich sagen, und das war ein durchschlaggebender Erfolg, die Leute hatten damals schon Probleme, die nicht mehr von der Schulmedizin gelöst werden konnten, also ich hatte als junger Arzt sehr viele chronische Patienten und komplizierte Probleme, aber wie gesagt, irgendwie war das auch wieder nicht so schwierig, denn ich hatte diese neue Therapien aus Deutschland und Österreich und die waren ganz gut.

3. Ja, und dann hab ich da so sechs Jahre gearbeitet, jedoch in meiner persönlichen Beziehung zu meiner damaligen Frau da waren große Schwierigkeiten, und dann hat jemand gesagt: Solltest du nicht meditieren? Ja, o.k., vielleicht, ja, warum auch nicht? Und dann bin ich zu Graf Dürckheim gefahren in den Schwarzwald und hab da angefangen zu "sitzen", wie das so heißt, also Zen-Meditation. Das war ein großer positiver Schock für mich, zu entdecken, daß eigentlich, kurz gesagt, daß man im Grunde genommen seine Probleme nicht ist, daß man in sich selber etwas finden kann, wodurch man eine innere Distanz zu den eigenen Prozessen bekommt, daß man, konkret gesagt, seine Gedanken beobachten kann: Ich bin hier und meine Gedanken sind dort, also ich bin meine Gedanken nicht. Also das war eine Entdeckung: Die Gedanken sind nicht nur frei, sondern auch ichselber bin frei. Also, die Folge davon ist, daß man alle Gedanken einfach kommen lassen kann, denn es ist ja wegen dieser inneren Distanz, daß sie nicht mehr bedrohlich sind oder daß man nicht mehr von den Gedanken beherrscht wird, also dass man Meister im eigenen Haus ist - das war eine ganz große Entdeckung.

4. Und dann kam da ein Freund von mir, der früher an der Uni und ganz konservativ war, auf einmal bei mir zu Hause, ich wohnte, meine Praxis war auf dem Lande, und da kam er ins Orange, und so ein komisches Ding um den Nacken und so, und hat mir etwas erzählt von einem indischen Lehrer. Das war, wie er dann später hieß, Osho, und ich hab dann das Buch gelesen, oder, ein bißchen daraus. Und es war wie ein Glück im Herzen und ich war ganz...es war ein ungeheures Feuer von innen, und hatte sofort starkes Verlangen, zu diesem Mann zu gehen und das hab ich dann auch gemacht, und da passierte es innerhalb von neun Tagen, daß meine ganze Existenz sich total transformierte, daß heißt, ich bin mit meinem kleinen Ich aufgelöst worden in, ich nenne es Licht, es war jedoch nicht das normale Licht, aber so kann man's nur ausdrücken, und meine Identität hat sich umgepolt: Während ich zuvor identifiziert war mit meinem Selbstbild, das Selbstbild ist ja (mit der Sprache hab ich ja ein bißchen Probleme) aufgebaut worden durch Erziehung, Kultur, Hintergrund, Eltern und Tanten und so, da entsteht ein Selbstbild, psychologisch gesehen ist das die Persönlichkeit. Unsere Persönlichkeit wird geformt durch Zulassen und Ablehnung, als Kind. Was gefällt, was positiv erfahren wird, wird der Persönlichkeit zugefügt, was man nicht ertragen kann, was zu heftig ist, zu schmerzhaft oder was auch, das wird abgelehnt.

5. Also, die Persönlichkeit ist wie eine mittelalterliche Burg: Was drin ist, ist akzeptiert und was nicht drin ist, ist draußen, und so entsteht die sogenannte Persönlichkeit, es ist also eine tiefgreifende Schizophrenie, jeder ist schizophren, ja, was wir Schizophrenie nennen, ist nur der Gipfel des Eisberges, also jede Persönlichkeit existiert durch Ablehnung dessen, was da nicht hineinpaßt, es ist eine Konstruktion kann man sagen, naja, dieses Selbstbild, was man nicht ist, sondern denkt, das man ist, das löst sich dann auf in die Wirklichkeit, in das Große Bewußtsein und dann weiß man daß man nicht war, was man dachte, daß man war. Das ist also die spirituelle Selbstverwirklichung und von dem Moment an ist man ein anderer Mensch, total umtransformiert. In meinem Fall - es ist ja immer verschieden - war das so, daß mein Ich so total aufgelöst war in dieser Erfahrung, in dieser Verwirklichung, daß ich sofort danach ungefähr 10 Jahre in ständiger Glückseligkeit gelebt habe, wie ein Narr Gottes, so könnte man sagen, wie ein göttlicher Idiot. Bestimmte Funktionen des Ich, wie Ehrgeiz und logisches Denken und Selbsterhaltungstrieb und Selbstversorgung und alles, das war eigentlich mehr oder weniger verschwunden.

6. Was sind nun die Konsequenzen davon? Ich lebte (lebe) in der Einheit, ich war (bin) diese Einheit selber, die Einheit die alles unfasst, das heißt dann zugleich in der Verbundenheit mit allen/m, also meine Existenz war, und ist noch immer, Verbundenheit.

7. Ja, dann drohte sich, dann geriet ich natürlich in eine Situation - denn ich hatte, wie das so heißt, eine bestimmte Ausstrahlung - da kamen andere Leute dazu und die möchten gerne hören, was es alles war und so, es drohte also eine Situation, wo ich eine Art Guru werden konnte, das hab ich dann abgelehnt, ich hab erkannt, in dieser glückseligen Situation, daß die Welt eigentlich, wie sie so funktioniert, eigentlich da draußen ist, ausser mir, und das kam mir nicht sehr wünschenswert vor. Ich dachte, was ist das alles wert, wenn ich nicht total inklusiv sein kann, nicht nur die Bäume und das Gras und die Vögel und so, aber auch die Politik und die ganze Sch.... um mich herum und dann hab ich völlig freiwillig und bewußt einen Schritt raus aus dieser Glückseligkeit gemacht, hab es aufgegeben, es war dann bloss immer noch im Hintergrund. (Jetzt ist es auch im Hintergrund, aber ganz subtil, man kann es nicht mehr benennen). Dann hab ich angefangen wieder ein gewöhnliches Leben zu führen, also ich hab Jobs gesucht, und als das nicht gelang, hab ich wieder eine medizinische Praxis angefangen, und ich kann euch sagen, das war ungeheuer schwierig.

8. Stellt euch sich das mal vor: Zehn Jahre nicht mehr in der Welt, und dann wieder Buchhaltung und Telefon und Investieren und Bank und Hypothek und was weiß ich alles. Trotzdem war es eine sehr lehrreiche Zeit muß ich sagen, jedoch sehr viel Leiden, ich war eigentlich nicht imstande meine Arbeit zu machen, auch sehr verwundbar, ich war auch körperlich so transparent, daß ich absichtlich wieder anfing, Pommes zu essen und Fleisch, und Kaffee zu trinken und alles, um nicht mehr so durchlässig zu sein, weil auch sogenannte negative Energien in mir kamen, die mich total verwirrten und auch noch unverarbeitete eigene Dinge, also was eigentlich in der christlichen Mystik die dunkle Nacht der Seele heißt, ich bin sie nicht aus dem Wege gegangen, wie so oft passiert, sogar bei spirituellen Lehrern...(die dann das Eine als Flucht vor dem eigenen Horror missbrauchen), sondern habe sie angenommen, das hat bei mir so ungefähr 14 Jahre gedauert: ständige 24 Stunden Auseinandersetzung mit unverarbeiteten Problemen und Problemen in der Außenwelt.

9. Und jetzt ist es dann ungefähr so, daß ich meine, ich hab da so ein bißchen Harmonie gefunden zwischen innen und außen und bin imstande, sie zu verbinden und damit eine Aufgabe in der Welt zu erfüllen, was für mich darin besteht, daß ich versuche, Spiritualität mit der Gesellschaft zu verbinden, das spüre ich als meine Mission, das hat sich konkretisiert in dem was ich "Vision einer neuen Kultur" nenne, und das ist dreigliedrig: Das erste ist eine neue Spiritualität, das zweite eine neue Gesundheitsfürsorge und das dritte eine neue Gemeinschaft. Diese drei Stufen versuche ich eigentlich als eine Art Amateurvisionär in die Welt zu bringen ohne allzuviel wissenschaftlichen Hintergrund, vermutlich, das ist wohl ganz sicher. Andererseits habe ich ganz viel gelesen...habe tausende Bücher in meiner Bibliothek...also so ganz amateurhaft sieht es auch wieder nicht aus.

10. Naja, und hier sitze ich dann und bin Claudia begegnet und da bin ich sehr dankbar, denn ich glaube, wir haben sehr viele Verbindungen und das ist für mich auch eigentlich das erste Mal, daß ich einen Menschen treffe, mit dem ich mich auf der Basis der Großen Mutter oder dieser Art von Spiritualität und Matriarchat, begegne und selbst spüre, wie wohl ich mich dabei fühle. Dies ist eigentlich sehr neu, daß ich in Kontakt mit einem anderen Menschen so irgendwie wie "homecoming" empfinde, und daß ich bestätigt bin, in demjenigen was ich selber entdeckt habe in meiner eigenen spirituellen Entwicklung, sodaß das dann für mich die richtige Sache ist. Also wie ich zum Matriarchat, zur Große Mutter eigentlich, gekommen bin, kommt dadurch, daß in meiner Selbstverwirklichung das Licht aus der großen Finsternis kam. Das es noch "etwas" hinter (jenseits) dem (des) Licht(es) gibt, wird heutzutage in der Physik das große Vakuum genannt, wird also in den Naturwissenschaften bestätigt, was nur von einigen seltenen Mystikern (z.B. Tibetische Mystikerinnen wie Nangsa Obum oder Dionysios Areopagita, Johannes vom Kreuz) bestätigt wird, nämlich, daß das ganze Universum eigentlich ständig aus einem Vakuum (buddhistisch: „Leere jenseits der Leere" oder „Gebärmutter aller Buddhas") geboren wird und im selben (ewigen) Moment darin stirbt.

11. Das Vakuum kann man natürlich am besten, wenn man sich überhaupt eine Vorstellung machen möchte, übertragen, durch die alte Vorstellung der Gebärmutter. Das kommt der Wirklichkeit noch am nähesten heran. Also das ganze Universum ist in einer Gebärmutter eingebettet - wir alle sind nie aus der Gebärmutter rausgekommen, ist das nicht ein Witz - trotz aller Emanzipation bzw Bewusstwerdung und so.

12. Und jetzt meine politischen Ideen: Ich bin ganz begeistert einerseits vom chinesischen Konfuzianismus, einem Buch, das heißt "Der große Lernprozess", das sagt, "was man innerlich verwirklicht hat, soll man in konzentrischen Kreisen in die Gesellschaft erweitern": vom wahren Selbst zu seiner Gesundheit, seinen Beziehungen, der Haushalt, der persönlichen Ökologie, der Strasse, das Viertel usw. Das ist ein sehr schönes Modell, weil ja in meinem Fall das Wissen von innen her kommt - dieses konzentrische Kreismodell finde ich deswegen sehr interessant - und zweitens habe ich in der europäischen Tradition, nun mal ganz abgesehen vom Matriarchat usw., den Johannes Althusius entdeckt, ein Calvinist aus dem 16. Jh., der ein gesellschaftliches Modell gemacht hat für eine neue Gemeinschaft, ein neues politisches Modell, das auf sogenannter Selbstsouveränität beruht: Das Individuum ist Selbstsouverän, die Familie ist Selbstsouverän, die Straße ist Selbstsouverän, das Viertel ist Selbstsouverän, die Gemeinde ist Selbstsouverän, und die Stadt, der Kreis ist Selbstsouverän usw., so ein Modell von unten nach oben.

13. Also was das Individuum machen kann, macht das Individuum, was er oder sie nicht machen kann, macht die Familie, die Familie macht was sie machen kann, was sie nicht machen kann, wird von der Straße gemacht, die Straße macht, was sie machen kann, was nicht von der Straße gemacht werden kann, macht das Viertel, usw. bis zu einem Modell, worin in dem neuen Europa eigentlich die Staaten aufgeheben werden sollen, denn die Staaten sind ja der Grund aller Übel so ungefähr, und daß da kleinere Einheiten entstehen, was ich die neue Europäische Union der Autonomen Regionen nenne, daß alles auf kleinen Regionen verteilt wird, versteht ihr? Das ist doch nicht schlecht für einen Amateur, nichtwahr? Ich versteh natürlich überhaupt nicht viel von (Partei)politik oder so, aber ich bin sehr begeistert und werde weitermachen, natürlich immer im Rahmen einer spirituellen Vision. Das ist so ein bißchen die Einführung über meinen Hintergrund und ich bin ja gespannt, ob wir jetzt vielleicht interessante Themen finden zu dieser Verbindung von Spiritualität und Politik.

14. Ihr könnt alle Fragen stellen, die ihr wollt. Ich finde es sehr schön, hier zu sein, denn das ist wirklich meine erste Erfahrung, denn solche idiote Leute wie ich, die werden natürlich in meinem eigenen Land nicht geschätzt und ich werde da nie von einer Universität eingeladen, das ist undenkbar, versteht sich.

CvW.: ... Was hast Du so alles geschrieben?

15. HMS.: Ja, ich hab veröffentlicht, das hat angefangen mit "Verwurzelt in Himmel und Erde", also ich hab die verschiedenen Kulturen aller Kontinenten eigentlich neu geordnet und, wo die Leute noch gelebt hatten in Verbindung mit Himmel und Erde, das hab ich dann extrapoliert und das wurde das erste Buch. Dann schrieb ich "Der Schoß des Universums", also die Große Mutter (Matrix) als letztendliche Wirklichkeit, zusammen mit dem Matriarchat und so, soweit ich das konnte; und dann hab ich Gedichte geschrieben, spirituelle Gedichte, und ein Meditationsbuch mit verschiedenen Meditationstechniken, und nebenbei noch eine Autobiografie, nicht zu vergessen aber die politische Veröffentlichungen wie "Die Selbstsouveräne Gesellschaft" bzw "Die Natürliche Sozio-Politische Ordnung" und dann noch verschiedene Bücher über Gesundheit, eines davon ist in Englisch - das ist vielleicht von Vorteil. Alles steht übrigens im Internet drin. Ich bin nicht so für Veröffentlichungen im Verlag, das dauert mir alles viel zu lange, ausserdem verschwinden sie doch irgendwo in einer Ecke in den Buchhandlungen, das mag ich nicht, ich veröffentliche lieber im Internet, so daß alle das lesen können.

16. Dann hab ich auch noch mit dem "Große-Mutter-Buddhismus" den ganzen Buddhismus auf Basis der Großen Mutter umgewandelt. Ich habe "Die Mutterkirche" geschrieben; ich hätte lieber, daß die christliche Kirche sich aufheben würde, die Praxis sieht ja anders aus, es sind noch immer so viele Leute, die da hingehen, und da hab ich gedacht, wenn so viele Leute da noch hingehen, z.B. auch in anderen Kulturen, Südamerika, den Philippinen, usw. dann mach ich eben einen Entwurf - ich mache gerne soziale Entwürfe, ein bißchen utopistisch, wie soziale Plastik im Sinne Josef Beuys, in diese Richtung - das wenigste was man dann tun kann ist die Kirche umtransformieren, habe also die "Mutterkirche" geschrieben, aber mit Untertitel "Kirche der Mutter", denn die offizielle Kirche nennt sich ja auch "Mutterkirche" obwohl sie eine "Vaterkirche" ist, das meist patriarchalische aller Instituten. Gründerin unserer Kirche ist natürlich Maria Magdalena, wie auch alles andere umgewandelt worden ist. Das Ganze gehört zu einem Projekt "Mutter und Söhne", das versucht, auch im Judentum, Islam, Taoismus, Hinduismus und Buddhismus das Mutterprinzip zu entdecken, und dann diese ganzen Religionen eigentlich auf das Mutterprinzip aufs neue aufzubauen, damit mal eine Art Vision entsteht, eine Art Gedankenübung, daß man sehen kann, es kann auch anders sein, für mich einen grossen Spass muss ich sagen.

17. Oder z. B. im Islam: daß man sehen kann, daß ursprünglich das Mütterliche, das GroßMütterliche, die Matrix nenne ich das, das mütterliche Element, immer da war. Die Ka'aba ist nämlich ein Symbol des mütterlichen Prinzips, deswegen sind die Kerle da immer so begeistert, ganz verrückt, wenn die da so rundumrennen. Da ist ein Meteorit drinnen, und früher, in den allerfrühesten Zeiten, wurde angenommen, dass der Meteorit aus der Dunkelheit kam, also aus dem Vakuum, er war ein Symbol der Großen Mutter auf Erden. Und das wurde dann ein mütterliches Heiligtum und diese Ka'aba war ja da schon länger, vor dem Islam, und ist dann umgewandelt worden, hat patriarchalische Bedeutung bekommen usw. Aber sogar in der islamischen Mystik wird die Ka'aba als Geliebte oder sogar etwa als "Göttin" vorgestellt, also, ich glaube, weite Kreise im Islam, die wissen, daß ihr Heiligtum eigentlich etwas Weibliches darstellt, diese Ka'aba. Das interessiert mich ungeheuer und versuche dann auch, es im ursprünglichen Kontext zu sehen.

CvW.: Auch der Buddhismus fängt ja an als eine Absetzungsbewegung von der Gemeinschaft genau wie der Islam, der ja aus dieser Matriarchatszeit hervorgegangen ist sozusagen, das ist der Buddhismus aber nicht, das beginnt ja mit einer abstrakten Gemeinschaftsgründung, der den Kreis von Geburt und Tod, ja das tägliche Leben überhaupt wegläßt und dann sich abstrakt orientiert, klosterähnlich.

18. HMS.: Du hast völlig recht, denn deswegen findet man Ansätze zur Großen Mutter im Buddhismus nur noch in Laienliteratur und vereinzelt u.A. im tibetischen Buddhismus. In China gibt es eine Literaturtradition, die heißt Pao Chüen - meine Frau ist Chinesin, also weiß ich ein bißchen von China - von Laien geschrieben, und die haben ganz andere Erfahrungen bzw Auffassungen als diese Mönche. Und da heißt es auch, die Große Mutter sei besorgt, weil die Menschen sich viel zu viel mit der Welt identifizieren und hat deswegen Buddhas und Erleuchtete in die Welt geschickt, um den Leuten klarzumachen, daß sie erwachen sollen, sich einfügen in Ihr Gesetz des Universums bzw in Ihrem Schoss zurückkehren. Also die Initiative geht von der Großen Mutter aus und nicht von einem Buddha. Auch da wieder gibt es hinter dem Licht, was Buddhanatur eigentlich ist, die Große Mutter, das ist eben die Wirklichkeit oder anders gesagt: das Licht, die Buddhanatur wird ständig aus dem Vakuum geboren und kehrt zu Ihr zurück und zwar im selben Ewigen Moment. Das Letzte is der Grund - weil das Licht zu gleicher Zeit stirbt und aufs Neue geboren wird - weshalb die Buddhanatur als "absolut" vorgestellt wird.

F.: Was denken Sie von Marienerscheinungen, in denen ja auch das Bild der Frau erscheint, und die weist auch auf den Sohn hin.

19. HMS.: Ja, die Mariengestalt ist natürlich eine degenerierte Form der Grossen Mutter, eine Gestalt die von der Kirche unschädlich gemacht worden ist. Trotz dieser Tatsache ist es die Kirche nicht gelungen sie ganz und gar aus ihren patriarchalen Pantheon zu entfernen (was sie natürlich am liebsten gewollt hatte). Deswegen soll sie meiner Meinung nach nicht ganz abgelehnt werden, wie schwierig das für viele, besonders emanzipierte! Frauen auch ist. Sodass für viele andere die Brücke geschlagen werden kann zur Grossen Mutter, wenn man den Leuten bloss erklärt, wie sie damals aus der Grossen Mutter hervorgegangen und danach verstümmelt worden ist. Wenn wir uns mit anderen Kulturen vergleichen, dürfen wir eigentlich froh sein überhaupt noch ein weibliches Symbol in der Religion zu haben. Die Chance sollten wir benutzen statt sie unnachdenklich wegzuwerfen! Übrigens hatte Maria bis in das Mittelalter noch ihre ursprüngliche Bedeutung gehabt.

F.: Ich meinte das Erscheinen des Bildes einer realen Frau hat etwas mit Ganzheit zu tun, wo die Kirche nur einen Aspekt der Frau zeigen will, die Frau ja auch zerlegt hat.

20. HMS.: Ja, Maria ist natürlich die reine und über die Natur und Körperlichkeit stehenden Frau. Und das ist auch ein Aspekt der Psyche. Manche Leute haben da eine innere Resonanz mit so einer "hysterischen" Figur. Verstehst du? Wir sind ja deformiert, und wir haben diesen Kontakt mit der Sexualität, der Körperlichkeit, verloren. Es kommt ja alles aus dem Kopf. Diesen Vorgang kennst du natürlich: Die Große Mutter war ursprünglich das Destruktive, das Lebenserhaltende und das Neue, alles drin, wie man das jetzt immer noch im Hinduismus findet. Also das Gesetz des Universums im Hinduismus ist: Vernichtung, Lebenserhaltung und Neugeburt in einem Prinzip, das wird das Lebensprinzip genannt. Da findet man noch, was die Große Mutter war. Und später wurde das alles abgespalten, und es gab entweder nur destruktive Göttinnen oder Fruchtbarkeitsgöttinnen und so, die nichts mehr miteinander zu tun hatten. Und das ist wiederum das Drama in Arabien gewesen, daß da zufälligerweise in der Umgebung nur die destruktiven Göttinnen waren, und da scheinen auch schreckliche Dinge passiert zu sein, Rituale mit Blut und Mord und so, denn diese Göttinnen waren degeneriert, die waren nicht mehr Teil der Ganzheit der Großen Mutter. Und das war Terror, und man kann ruhig sagen - und das erklärt natürlich auch viel -, daß der Islam eine reaktionäre Bewegung ist, aus Angst vor den lokalen Göttinnen, die da waren. Deswegen auch von Anfang an die vollständige Unterdrückung - nicht von Anfang an, der Mohammed war da noch ein bißchen frauenfreundlich, aber dann sehr bald - die Unterdrückung der Frau. Ich meine, die Unterdrückung der Frau ist nicht nur, im Islam, eine Nebenerscheinung oder so, oder zufälligerweise - sondern gehört zum Kern.

CvW.: ... zur Geschichte mit Dunkelheit und Licht, das haben wir ja hier auch diskutiert, diese schreckliche Verteilung auf das Materielle und Geistige, die Trennung. Diese Lichtmetapher, die ja seitdem immer für das Männliche, das Positive, das Aktive, das Konstruktive und so steht, und die Dunkelheit die steht dagegen immer für das weibliche Destruktive, das Passive, das Negative. Die Licht-Dunkel-Metapher oder Materie-Geist-Metapher, spielt auch in der Alchemie eine Riesenrolle, auch wieder Trennungsprozess ...und die Rückführung auf die Ursprungsmaterie als die schwarze Masse, Nigredo, und daraus wird dann das Helle bis zum Goldenen, also das Licht, wo das immer wieder verbunden ist mit dieser Art männlichem Schöpfungsprozess, wo eigentlich im Grunde diese dunkle Seite, oder die abgetötete oder die vernichtete zu überwinden gedacht sei mit solchen Erklärungen...

21. HMS.: Ja, wie "Christus der die Dunkenheit überwunden hat"...

CvW.: bis zum arischen Ideal, blonde Haare, das ist ja nun ein ewiges Problem, an dem wir nun hängen bis zum Geht-nicht-mehr ...

22. HMS.: Während das Licht - das Göttliche - Gott nicht als Person und so, in der Wirklichkeit nicht getrennt als Seinszustand existiert, sondern innig mit der Mutter verbunden ist - ja, zugleich als Ihr Lichtkörper als auch das von Ihr abhängiges Kind: Sohn oder Tochter zu betrachten ist - hat aber als solches nichts mit dem Mann, Vater, Gott, Gott-Vater zu tun, es ist einfach ein neutraler, indifferenter Seinszustand. Was jetzt vielleicht eine große Umwandlung sein könnte: Dieser Seinszustand war immer Grund, war immer Ausgangspunkt für eine licht-, männlich-. patriarchal-orientierte Gesellschaft. Und wenn sich jetzt herausstellt, daß das Göttliche zwar existiert - es ist gar nichts Falsches daran, ich meine - aber daß es nicht das Letztendliche ist, daß es aus dem Vakuum, aus der Gebärmutter ständig geboren wird, dann wird das Göttliche zum ersten Mal, und alles was drum und dran ist, relativ, ist dann nicht mehr absolut. Und das ist für mich das Faszinierende dran: daß man sagen kann, o.k., es ist alles in Ordnung, aber es ist nicht mehr das Letztendliche, das Letztendliche ist die Große Gebärmutter, bloss weil "Gott" selber auch ständig wiedergeboren wird, kann er niemals mehr absoluten Anspruch auf Autorität erheben.

F.: Das Göttliche ist dann nicht das Schöpferische, sondern eher das Geschöpf?

23. HMS.: Ja, so kann man es sehen, es wird aus dem Vakuum, aus der Gebärmutter geboren, also in christlichen Kategorien heisst das, dass der "Vater" in Wirklichkeit der Sohn ist.

F.: Insofern das Männliche immer als Geschöpf?

24. HMS.: Ja, das Männliche ist immer im Weiblichen eingebettet und nicht umgekehrt, wenn das ist was Du meinst. Übrigens kann man vom Göttlichen natürlich auch sagen, wie in Japan, daß es die Tochter ist, man kann es natürlich benennen wie man möchte, ich meine, es ist nicht unbedingt der Sohn. Aber im ursprünglichen Matriarchat, und ihr kennt wahrscheinlich die Bücher der Heide Göttner-Abendroth, wird diese Verbindung der Großer Mutter mit ihrem Sohn/Liebhaber sehr benachdruckt. Er ist dann auch oft der Gott-König des Reiches, eine sehr fruchtbare Beziehung also. Also ist ja auch nichts Falsches dran, ich meine, wir müssen den Männern natürlich auch noch eine Position gönnen im Universum, nichtwahr?

CvW.: Genau.

25. HMS.: Ja, aber hier (Foto eines kleinen auseinanderklappbaren Altars in Form der Muttergottes) ist etwas ganz Schönes, hier, das stammt, habt ihr das schon gesehen, zuerst war es zugeklappt, so stand es in den Kirchen, und niemand sah dran, daß das etwas Besonderes war, und nur die Eingeweihten die wußten dann, dass es ausgeklappt eine Muttergottes (Maria) darstellt, aus deren Körper sowohl der Gott Vater, der Sohn und der Heilige Geist geboren werden.

26. Und hier ein weiteres Bild. Ich hab versucht ein mandala-artiges Bild des Kosmos zu zeichnen. Das Schwarze also, das ist das Letztendliche, woraus alles geboren wird, das Vakuum, die große Gebärmutter also, während das Weiße und das Gelbe, zwei Aspekte des Göttlichen darstellt, denn letztendlich ist das Göttliche ganz transparent und es ist eigentlich eher weiß, es hat aber auch einen Lichtaspekt und das ist dann gelb, und das Grüne, das ist das Universum oder die Erde. Alles wie eine Gebärmutter gezeichnet, also das Göttliche wird aus dem Vakuum geboren und das Universum wieder aus dem Göttlichen, man kann also sagen: "Gott" ist der Lichtkörper der Großen Mutter. Also wird die ganze Welt, wenn man es sich so vorstellt, ganz anders. Dann ist das ganze Fundament unter dem Patriarchat, spirituell gesehen, weggeschlagen. Wenn das Licht nicht mehr das Letztendliche ist, dann kann es auch nicht mehr der Rechtfertigung dienen.

CvW.: ... und alles Darüberstehen und Selbst-Machen ...

26. HMS. Ja, weil die Dunkelheit, das ist für die Männer die größte Angst, und die muß überwunden werden, deswegen wurde sie dann auf einer Stufe mit dem Licht dargestellt, also als zwei Polaritäten, die sich dann darauf bekämpfen, obwohl es in der letztendlichen Wirklichkeit einen solchen Gegensatz garnicht gibt. Das Licht wird aus der Dunkelheit geboren, das heißt, es ist eine Hierarchie da. Erst später, um es zu neutralisieren, ist es dann absichtlich so vorgestellt worden, als wären Licht und Finsternis zwei gegensätzliche Kräfte. Dieser Dualismus hat damals in Indien angefangen, also mit der Vedanta. Heute ist gerade der Vedanta so populär, es gibt jedoch garkeinen Grund dafür, denn er ist wirklich die Ursache allen Elends.

CvW.: Aber als Sinnbild, das muß man schon sagen, das Modell steht in keinem Herrschaftszusammenhang, ... Hierarchie heißt der Heilige Beginn, eigentlich, heißt wirklich Über- und Unterordnung, also (Tafel) ... das wäre sozusagen der Ursprung, und dann kommt hieraus das Nächste, und hieraus wieder, Schachtel heißt das Bild eigentlich, so, also das ist die Anordnung, das ist die eigentliche Hierarchie, der heilige Beginn, hier beginnt es und wächst immer heraus, eins aus dem anderen. Oder wie diese Puppe, die wir ja auch hatten, diese russische Puppe, wo alles so, diese Gestalt, alles ist da drinn und dann ist nochmal eine drinn und so, und nochmal, wie die Zwiebelform ...

F.: Wie kann man den Ursprung des Patriarchats verstehen?

27. HMS.: Ja, die ganze Kultur hat ja eine Ego-Entwicklung durchgemacht, und das ist von den Männern in Gang gesetzt, das ist das Ego, das ist von den Männern eigentlich entwickelt worden, in erster Linie. Und was ist für das Ego das Bedrohlichste was es gibt - das ist, sich wieder aufzulösen in den Urgrund wo es herkam. Also der Selbsterhaltungstrieb des Ego, das darf man nicht unterschätzen, und auch nicht sagen, das sei so ganz schlecht und so. Um eine Persönlichkeit zu haben, muß das auch abgegrenzt werden können und man kann sich nicht ständig auflösen. Aber das ist leider in der Psychologie des Mannes etwas anderes geworden, daß nämlich die männliche Psyche die Mutter bekämpfen müßte, um sich selber zu sein. Das hat allerhand Parallelen. Um eine Identität haben zu können, muß man sich von der Mutter - das ist männliche Psychologie, denn der Mann muß ja anders sein, es ist nicht wie das Mutter-Tochter-Verhältnis - und wenn der Mann anders sein soll, dann muß ja die Mutter verneint werden, um sich selber sein zu können, so hat er es immer erfahren. Und ein Schritt weiter ist: Die Mutter muß vernichtet werden, und noch einen Schritt weiter: Alle Frauen müssen vernichtet werden usw., sodaß da ein Haß entsteht. So kann man das ein bißchen erklären.

M.: Und was tun wir dann mit dem Ur-Vater?

28. HMS.: Ur-Vater? Da habe ich kaum Interesse, ich bin ja viele Dezennien mit dem Ur-Vater konfrontiert gewesen - nicht mit meinem eigenen Vater, denn er war ein liebevoller Mann, sondern mit der Autorität, wie z.B. der Kirche - und das reicht - ich meine, so empfinde ich das emotional - aber Du hast natürlich recht das, naja der Ur-Vater aus der Ur-Mutter hervorkommt - so ist es eben.

CvW.: Und das wird nun mit der (patriarchalischen) Alchemie ja bestritten. Da wird gesagt, das erste Wesen kommt nicht aus einer Mutter, sondern aus irgendeinem Männlichen oder nicht Definierbarem.

29. HMS.: Ja, das Patriarchat hat auch viel zu verlieren, denn das Vakuum braucht garkein männliches Prinzip. Das sollte hoffentlich klar sein: Das Vakuum, die universelle Gebärmutter, braucht nicht befruchtet zu werden um zu gebären. Das Vakuum gebiert aus sich heraus. Je leerer es wird - das hat mit der Leere, mit dem Prinzip der Leere zu tun - desto vollständiger ist dasjenige, dass aus Ihr geboren wird. Wenn die Leere absolut wird, dann findet ständig die Geburt des Lichtes statt. Der Geburtsprozess ist inhärent am Mysterium der Leere - ist sichselber genug - hat also nichts mit einem männlichem Prinzip zu tun. Das dies sogar auch auf Energie-ebene stattfindet - also eine viel oberflächlichere - weiss ich aus eigener Erfahrung. Während des tiefen Atmens verwandelte mein Körper sich auf einmal in einen weiblichen Körper und das hatte einen viel höheren Wirklichkeitsgrad als sonst. Ich war in einer Ur-Energie drin und meine Brüste, die waren so sensitiv, ich glaube, die meisten Frauen, die würden da eifersüchtig sein, so sensitiv waren sie. Eine weibliche Ur-enegie hat mein System total übernommen, ich war da drin total aufgelöst und zugleich geöffnet zum Kosmos hin. Eine unglaubliche Powererfahrung.

30. Der springende Punkt ist, dass auch hier keine einzige männliche erotische Phantasie im Spiel war, keinen Anlaß oder Anregung oder was auch, also war ich in meiner Weiblichkeit total michselber. Also in tieferen energetischen Schichten, die uns alle zur Verfügung stehen, sind wir auch garnicht komplementär, wie so immer gesagt wird, Yin und Yang, weiblich und männlich, das ist nur an der Oberfläche so. Wenn man ein bißchen tiefer kommt, ist man einfach total, das kann auch eine männliche Energie sein natürlich. Und, wie ich so am Anfang sagte, ist man im Grunde genommen - also im Bereich des Geistes - entweder seine Energie, noch seine Gedanken, noch sein Selbstbild. Strikt genommen ist man nicht Frau oder Mann: ich bin z.B. kein Mann. Ich bin etwas Neutrales, das was hier drinnen ist (zeigt auf seine Brust). Und das ist bei jedem so, jeder der bewußt wird, erwacht - erwacht ist politisch natürlich ein nicht so angenehmes Wort, aber in der Spiritualität ist es o.k. -, wenn man erwacht, dann entdeckt man, daß seine wirkliche Identität der innere Beobachter ist.

31. Wenn das passiert, entdeckt man, dass das neue Ich sich in der Mitte befindet, während die Gedanken, die Vorstellungen, Emotionen, das Selbstbild usw sich an der an der Peripherie aufhalten. In der Mitte ist man etwas was man nicht definieren kann. Was mann dann auch deutlich sieht ist, daß weiblich und männlich etwas Oberflächliches ist womit man spielen kann. Sie sind also keine Identität, sondern eine bio-psychische-soziale Funktion. Ich wiederhole: weiblich oder männlich zu sein, ist eine Funktion, keine Identität. Aber wenn man nicht weiß, daß man mehr ist als das, dann natürlich benützt man alles, um seine Identität aufzubauen, also gehört die Männlichkeit und die Weiblichkeit zu deiner Identität: Ich bin eine Frau usw. Aber für mich ist Männlichkeit und Weiblichkeit eine Mischung, die sich auch ständig ändern kann was natürlich bei jedem wieder anders ist. Viel durchschlaggebender aber ist, ob man sich mit dem Patriarchat oder mit dem (neuen) Matriarchat identifiziert...So gesehen drehen die sogenannte "Genderstudien" sich ständig um den heissen Brei herum. Es geht nicht um das Verhältnis der "Gender" untereinander, sondern um die Identifikation - ja oder nein - mit einem neuen Weltbild. Es kann also nicht ausdrücklich genug gesagt werden, dass der "Kampf der Geschlechter" aufhören sollte, um mit der freigesetzten Energie gemeinsam an einer neuen Welt arbeiten zu können!

F.: ... Du bewegst Dich also auf meheren Gebieten: Spiritualität, Gesundheitsfürsorge, Politik, Poesie und, und, und...wie kriegst du das fertig?

32. HMS.: Ja, das ist für eine Person ziemlich viel, das wirst Du verstehen. Und deswegen beschränke ich mich eigentlich heutzutage ein bißchen, ich hab leider keine Universität zur Verfügung, also es hat seine Grenzen. Meine Aufgabe ist u.A. Visionen zu entwickelen. Daß man einfach sehen kann, es geht auch anders und zur gleichen Zeit die Leute mit der Spiritualität vertraut zu machen. Übrigens bedeutet das für mich selber, dass ich meine Überzeugung selber leben muss. Das ist meine persönliche Aufgabe. Das Teaching beinhaltet, daß das existentielle Leiden fruchtbar ist - je tiefer es geht, desto leidenschaftlicher das Verlangen nach Ganzwerdung - dass man seine Gedanken bzw seine Probleme nicht ist, daß das Erwachen ein Kinderspiel ist und im Bereich eines jeden, daß man also "Herr" ("Herrin") im eigenen Hause ist. Ist man dagegen "in Gedanken", dann ist man (frau) nie da. z.B. nach der Vorlesung gehst du mal ein bißchen spazieren in diesem schönen Park und was passiert da?: Du bist ständig in Gedanken. Nicht nur hat man keinen Kontakt zu seiner Umgebung, sondern man kennt dieses "man" (sich) nicht einmal.

33. Dass man keinen Kontakt mit den Bäumen, dem Gras und den Vögeln hat, weil man ständig in Gedanken ist, das ist ja schade. Man ist nie da. Also, das ist das Grundleiden, das Schmerzliche dran. Der Punkt ist, dass die Leute das garnicht spüren, denn diese Ersatzwirklichkeit der Gedanken und Vorstellungen, die Leute nennen das ihre Kreativität - ja, sie sind noch stolz drauf - ich provozier jetzt ein bißchen, blokkiert den direkten Kontakt zu ihren Umgebung. Also: Wir Menschen leben eigentlich ständig in einer Ersatzwirklichkeit, und ich halte das dafür verantwortlich, daß wir so leicht manipulierbar sind, denn in dieser Ersatzwirklichkeit haben die anderen die Macht. Da kommt für mich das Politische und das Spirituelle ganz nah zueinander. Wir sind manipulierbar, weil wir uns selbst aufgegeben haben und süchtig sind nach unserem Selbstbild und unserer Ersatzwirklichkeit. Wenn man wirklich Kontakt hat mit dem Baum, wird man nie erlauben, daß er kaputtgemacht wird. Denn dieser Baum ist ein Teil von dir. Wenn da ein direkter Kontakt ist, das ist eine Liebesbeziehung, das ist wie eine Mutter-Kind-Beziehung.

M.: ... ich hab ähnliche Gedanken, und zwar ist das für mich der Sündenfall. Ich behaupte ja, wir wären nie aus dem Paradies vertrieben worden. Wenn ich mich mal anschau, die Welt, wie sie an und für sich ist, also die Natur, sind wir nie aus dem Paradies vertrieben worden, sondern nur dadurch, daß wir dieses Konzept des männlichen Gottes akzeptiert haben. Der hat uns nicht physisch aus dem Paradies vertrieben, sondern nur gedanklich.

34. HMS.: Ja, unbewußt mit dieser Ersatzwirklichkeit identifiziert zu sein, das ist wirklich der Sündenfall. Sind wir aus der Wirklichkeit, aus diesem Paradies heraus, das nicht nur damals war, aber hier überall, ständig, jede Sekunde, haben wir uns da heraustreiben lassen durch unsere eigene Ignoranz, dann sind wir von dem Moment an manipulierbar, denn wie gesagt in dieser Ersatzwirklichkeit haben andere die Macht: Wissenschaft, Technologie, Kapitalismus, der Staat, die Medien usw. Hier also fallen spirituelle und sozial-politische Befreiung zusammen

M.: Ganz andere Frage. Ist für Dich Spiritualität gleichzusetzen mit Transzendenz?

35. HMS.: Aha. Das Wunder ist: Wenn man zu sich Selber kommt, also in dieser neuen Dimension, die man Selber ist, dann heisst das Immanenz. Wenn das sich weiter ausdehnt, wird früher oder später diese Immanenz - das wahre Selbst - sich in die Transzendenz auflösen, sie werden eine "Substanz". Also, während im Christentum die Transzendenz in die Zukunft projiziert wird - Himmel - wird sie hier in diesem Moment verwirklicht, im Hier und Jetzt. Das Christentum hat jedoch nicht nur das Göttliche in jedem vernichtet, sondern auch unsere Beziehung zur Erde. Die älteren Kulturen, auch die nach dem Matriarchat kamen, die griechisch-römische Mysterienreligionen z.B., bei denen war das noch intakt. Die Menschen waren noch verbunden mit Himmel und Erde, für das Christentum waren das jedoch Heiden bzw Ketzer. Wenn ein rheinländischer Einsiedler, Eckhart oder eine Schwester Katrei oder wer auch sagte: Tief innerlich bin ich Gott bzw göttlich - das größte Tabu im Christentum - dann wurde man gefoltert oder/und verbrannt. Sowohl die vertikale als auch die horizontale Verbindung, also mit dem Körper, mit der Sexualität, Erotik, mit der Natur, mit der Weiblichkeit, war für das Christentum ein Greuel, also die Vernichtungsarbeit des Christentums war zweierlei: vertikal und horizontal. Und seitdem ist eigentlich die ganze Kultur ein Barbarentum geworden, die ganze westliche Kultur ist total ohne Wurzeln. Deswegen war die ganze Entwicklung von Anfang an eine Krankheit. Die Basis wurde schon vor 2000 Jahren gelegt, während die Auswüchse immer schlimmer wurden, letztendlich bis zum Nazionalsozialismus, was eher logisch war als eine Überraschung.

F.: Wieso kann sowas entstehen? ...

36. HMS.: Ja, weil wir total zurückgeworfen sind auf unser Ego und gar keine Verbindung mehr haben, total abgestumpft sind und nur im Kopf leben. Eigentlich, wenn man die menschliche Person vorstellen möchte, dann hört's hier (zeigt auf den Hals) auf. Und wenn man keine Verbindung mehr hat, ist man der existentiellen Angst ausgeliefert (Das Holländische ist manchmal so nah zu dem Deutschen, sodaß wir ganz komische Fehler machen, habt ihr schon gemerkt?), also wenn wir unsere Verbindung mit unseren Gefühlen, unserem wahren Selbst, dem Himmel (dem Göttlichen), der Erde und der Menschengemeinschaft verloren haben, was das existentielle Leiden der westlichen Kultur ist, dann sind wir der existentiellen Angst und dadurch der Manipulation ausgeliefert.

M.: Sie sprechen öfter vom Göttlichen - Wo ist das geblieben, das Göttliche? ... zu finden ...

37. HMS.: Hier, überall.

M.: Wo?

38. HMS.: Hier. Der Witz ist: Du versuchst es zu finden, aber du kannst nie raus. Das ist das bekannte Bild vom Fisch, der das Wasser sucht.

M.: Man sucht es trotzdem.

38. HMS.: Weil man zu wenig Vertrauen im Finden hat, sich einfach eröffnen für die Wirklichkeit in sich selber und um sich herum, rezeptiv sein. In Wirklichkeit ist es sehr einfach...Wenn man (frau) innerlich zu sich kommt, was eine einfache Übung schon bewerkstelligen kann, und so die innere Wahrnehmung wird, entdeckt man seine wahre Identität.

F.: Also auch eine Verbindung zwischen innen und außen?

39. HMS.: Ja, wenn die neue Qualität wie gesagt sich erweitert, dann entdeckt man, daß es nicht nur innerlich ist, aber daß es auf einmal - meistens plötzlich - eine Verbindung macht mit der äußeren Qualität, die man bis dahin noch nicht kannte, und das wird dann Erleuchtung genannt. Mit Erleuchtung wird gemeint, daß die innerliche Qualität auf einmal mit der äußeren Qualität zusammenfällt. Sie ist das große Bewußtsein, worin alles drin ist. Wie der Raum hier. Er selber ist unsichtbar, während die sichtbare Welt: die Stühle, die Pflanzen usw. den Inhalt darstellen. So ist es auch mit dem unendlichen Raum: er umarmt alles, das ganze Universum, ist total inklusiv, "all-embracing". Mit der Verwirklichung ist also zugleich das unendliche Mitgefühl geboren. Wenn du ein Teil von mir bist, in meinem Raum bist, bist du wie ein Kind der Mutter, bist du ein Teil von mir, also, oder wie die Christen sagen, dann "liebe ich dich genauso wie mich selber". Daher kommt die Leidenschaft für das Ganze. Bist Du Ich- oder Ganzheitorientiert, dass ist die Frage.

M.: Das scheint mir an sich nichts Neues zu sein, denn diese Wahrheiten werden in allen Traditionen benachdruckt.

40. HMS.: Das ist vollkommen richtig. Das Neue hier ist, dass, wie oben schon gesagt, dat Göttliche nicht die letzte Wahrheit ist, sondern das alles letztendlich aus der Grossen Mutter hervorkommt. Also Gott nicht als etwas Eigenständiges, sondern als Sohn/Tochter/Lichtkörper der Matrix.

F.: Sie haben gesagt, Sie haben zehn Jahre fast wie im Paradies gelebt, -

41. HMS.: Ja, nicht „fast wie", sondern im…

F.: Wie lebt man da?

42. HMS.: Wenn ich daran zurückdenke, dann habe ich fast keine Erinnerung mehr. Ich war wirklich (in) eine(r) ständige(n) Glückseligkeit, ohne Sorgen, ohne (störende) Gedanken, Vorstellungen, Erinnerungen, Ängste, die waren alle nicht da.

F.: Und von was lebt man?

43. HMS.: Ja, von was lebt man, da war eine Scheidung, und ich hatte ein bißchen Geld davon, und davon konnte ich ein paar Jahre leben, ich brauchte nicht zu arbeiten, das war natürlich ganz schön, daß das so war. Und dann allmählich hab ich dann auch ein bißchen Arbeit gemacht, wie die sogenannte Fasten-Meditationskreise, da wurde dann eine Woche oder zehn Tage - ich komme gerade aus der Schweiz, wo wir das wieder gemacht haben - da wurde gefastet mit Darmreinigung, Massagen, Wanderungen, Zen-Meditation, Satsang, Qigong und spirituelle Gespräche, so ähnlich. Eine innerliche Erneuerung auf verschiedenen Stufen, also auch emotionale Selbsttherapie mache ich dann, damit man besser mit dem Unverarbeiteten umgehen kann, da ist ein bißchen von allem drin. Und das machte ich dann einmal im Monat. Und andere Dinge: Als der Papst in Holland kam, habe ich das erste holländische Ketzerkonzil initiiert, aber alles ganz spielerisch, gar nicht seriös, da kamen alle meine Freunde, und die machten das Organisatorische, ich war da weniger imstande mich um das Organisatorische zu kümmern. In der gleichen Zeit gründete ich die Lebend Zen Schule und weiter: den ganzen Tag einfach nichtstun, ein Bißchen spazieren, auch eine halbes Jahr der freiwilligen Obdachlosigkeit, wo ich mitten im Winter auf dem Fahrrad durch das Land (Holland) fuhr und oft nicht wusste wo ich abends schlafen würde. Also war ich oft in der Natur, auch Gedichte geschrieben, viele erotische Abenteuer gehabt und ständig in einem Zustand, wo ich einfach - freudvoll und ganz ausgeglichen, so ganz in Frieden mit mir selber, und keine Grenzen haben - aufgelöst war in etwas Größerem, "nichts Besonders, nichts Heiliges".

F.: War das so was wie die Verbindung etwa zwischen Himmel und Erde?

44. HMS.: Ja, das war durchaus Leben in der Verbundenheit, absolut, jedoch eine wobei ich das Eine war (bin) und alles umarmte.

M.: Intuitives Handeln?

45. HMS.: Intuitives Handeln auch, ja.

F.: Getragen sein?

46. HMS.: Getragen sein, absolut, ja. Aber auch ganz kindlich. Auf Holländisch sagt man "huppelen", wie übersetzt man das: mit hüpfen? So wie ein Kind, ja hoppeln durch die Strasse, ja das machte ich, in der Stadt, acht Stunden, jeden Tag, Monate lang, einfach Spazieren, ohne Zweck. Einfach, weil es Spaß machte, zu spazieren, weiter nichts. Auch nicht wissen, wo ich hinsollte oder was auch. Ich könnte hier endlos erzählen, was da alles passierte, bloss...

F.: Keine Ängste?

47. HMS.: Keine Ängste. Vielleicht weil ich die grosse spirituelle Todeserfahrung („Das Grosse Sterben", tibetisch: delog) gehabt habe. Seitdem habe ich auch keine Angst vor dem Tod mehr.

F.: ...Hast Du jetzt eine Praxis in Holland?

48. HMS.: Nein, meine Frau, vor zehn Jahren habe ich aufs Neue geheiratet, sie kommt wie gesagt aus China, arbeitet jetzt in der Praxis. Sie macht Traditionelle Chinesische Medizin und ist spezialisiert in Guasha, etwas sehr wundersames. Weiterhin habe ich sie dann in Naturheilverfahren ausgebildet und so hat sie die Praxis praktisch übernommen, und ich bin jetzt frei, um meine "Mission" auszutragen: Verbreitung der Grossen Muttertradition, die weltweite "Für die Ganzheit des Lebens" Pilgerfahrt (auch "City Awakening" genannt), das Organisieren der "Reborn-gruppen" usw.* In diesem Rahmen stehe ich immer zur Verfügung, z.B. Teaching, Satsang und mache ich auch gerne eine Gruppenkonsultation, wo Leute allerhand Fragen über Gesundheit oder Krankheiten stellen können. Die Guashatherapie ist eine u.A. sehr effektive Schmerzbehandlung, das geht mit einem Stein und Öl auf der Haut, womit man Computerschultern und Computernacken und so behandeln ("schaben") kann, das mach ich dann auch, weil es so viel Spaß...und Erfolg bringt.

* Siehe unter Aktivitäten

48. Zum Schluss möchte ich über eine neue Gesundheitsfürsorge sprechen. Und das hab ich entwickelt aus meinen eigenen Erfahrungen und das sieht so aus - ist da Interesse daran, neue Gesundheitsfürsorge? (Bekommt Bestätigung). Ich habe entdeckt, wie viel Leute selbst machen können, ich meine, Robert Müller - das war ein ehemaliger Direktor der WHO - hat schon gesagt - er war selbstverständlich in vielen anderen Ländern gewesen, und es ist immer hilfreich, wenn man auch mal andere Kulturen erfährt - dass 70 % aller Krankheiten von den Leuten selbst - durch traditionelle Methoden - geheilt oder verbessert werden kann. Ich hatte immer schon eine Praxis, wo ich die Leute so viel wie möglich zu Selbstarbeit anregte. Also Ernährung natürlich - kein Arzt wird für Dich kochen, das mußt du selber machen. Auch Fitneß macht keiner für Dich usw. Mit etwas mehr Erfahrung kannst Du sehr viel selber machen, Selbsthilfemethoden also rücken dadurch - auch weil die Schulmedizin immer mehr versagt - in den Mittelpunt. Also das Modell das ich entwickelt habe, ist ganz einfach, aber revolutionär.

49. Die Struktur der Neuen Gesundheitsfürsorge besteht aus drei konzentrischen Kreisen. Der innere Kreis ist das, was man selber machen kann: Selbsthilfe (60-70% der Fällen), der mittlere Kreis umfasst alles was heutzutage "alternativ" genannt wird, also Ganzheitsmedizin (20-30% der Fällen) während der äussere Kreis letztendlich von der Schulmedizin eingenommen (10-15% aller Fällen) wird. Das besondere dran ist die hierarchische Struktur. Erst wird Selbsthilfe ausprobiert*. Hilft das nicht oder ungenügend, dann werd der (die) Patient(in) zur professionellen Ganzheitsmedizin überwiesen. Die Selbsthilfe wird unterstützt von Gesundheitsberater(innen), die sich entsprechend in Strassen und Vierteln niedergelassen haben. Natürlich ist es selbstverständlich, dass, solange das eigene Immunsystem noch funktioniert, der Patient der Ganzheitsmedizin überwiesen wird, während erst dann, wenn die Therapie versagen sollte, die Überweising zum(r) Spezialist(in) bzw zur technologischen Medizin, mit seinen chirurgischen, radiologischen und chemotherapeutischen Methoden erfolgen wird, alles in logischer Reihenfolge. Die direkte Überweisung zur Klinik ist natürlich immer berechtigt, wenn es um schwierige bzw seltene Probleme handelt, einen Unfall, oder eine komplizierte Geburt. "Normal" ist es leider so, daß man in der Schulmedizin, absichtlich oder nicht absichtlich, die Menschen sich selber überläßt, nichts macht, bis die Krankheit so schlimm ist, chronisch ist, terminal ist, daß es dann nur noch durch technologische Methoden "kuriert" werden kann. Das hat hoffentlich seine längste Zeit gehabt.

* In meinem Buch "Das Fliesssystem" sind 200 verschiedene Selbsthilfemethoden beschrieben.

50. Nun, ich bin hier am Ende meines Vortrags gekommen. Ich danke sehr für Eure uneingeschränkte Aufmerksamkeit.

CvW.: Han hat angeboten, er ist heute noch da, und wer möchte, kann sich mit ihm noch treffen.

(Es wird vereinbart: 16 Uhr, Hofgartencafè.)

1) Werlhof, C. von, "Mutterlos", Frauen im Patriarchat zwischen Angleichung und Dissidenz, 1996 Frauenoffensive

Eine kurze Biographie des HMS findet man in "Die Erleuchteten kommen" von D.Bittrich & C.Salvesen, 2002 Goldmann.

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