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HAN MARIE STIEKEMA

 



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PARZIVAL IMPULS 2
Der Mythos

Der Gralmythos ist unübertroffen, kein spirituelles bzw religiöses System in der Welt kommt ihn gleich.....

Der Gralmythos wie er im Mittelalter entstand, ist der Weg des Grünen Mannes un der Weisen Frau. In ihm steht Parzival ("der durch das Tal geht") zentral. Vor dieser Zeit war der Grüne Mann "nur" ein Vegetationsgott, der "automatisch" das Gesetz von "sterben und Wiedergeburt" folgte, also eher "unbewußt". Mit Parzival wurde "der Gral" zum spirituellen/ psychologischen Weg, ein Weg der der individuellen und überindividuellen! Ganzwerdung dient. Die Wesensmerkmale sind folgende. Von der Mutter alleinerzogen (denke an die heutigen Alleinerzieherinnen....), d.h. als Mitglied der alten Muttertradition geboren worden. Seine Mutter beschützte ihn aus Angst daß er Ritter werden möchte, sprich vom Ego, dem Patriarchat, verführt wird. Genau das passierte. Er tritt ein in die Ego-phase seines Lebens, gekennzeichnet durch Selbstzentriertheit, Erfolg und Fehler. Seine Mutter hatte ihn gesagt die Frauen zu respektieren bzw nach seiner Anima - Intuition, Gefühl und Sanftheit - zu lauschen, was ihm nur schwierig gelang. Nichtdestotrotz sind es immer wieder die (Weise) Frauen die ihn beraten und lenken. Ergäntzt durch die Ratschläge einiger Onkel - "von Mutter's Seite" - Lehrer die in das Geheimnis eingeweht sind. Sie erfüllen hiermit ihre eigene Rolle im Mythos, nämlich die durch ihren direkten Kontakt mit dem Ewig-Weiblichen die Vorgänge vorauszusehen und beeinflußen zu können.

Durch die ständige Kämpfe ermüht, bekommt er den Rat seine Mutter aufzusuchen, d.h. sein Ego ist ausgetobt und er fragt sich "ob das alles war im Leben". Er kehrt zurück zu seinem Geburtshaus (er kehrt in sich ein....), aber vernimmt daß sie tod ist. Was heiß, er kann nicht in die frühere Abhängigkeit zurückkehren. Kurz danach bei der "Gefährlichen Kapelle" sieht er plötzlich einen "Schwarzen Hand". Es ist das Zeichen davon, daß er das Ultime - den Dunklen Abgrund des Kosmos, die "Große Mutter" - genähert hat. Darauf wird er zu einem Burg geführt, wo sich "der Gral" befinden sollte. Der Gral - Stein (schwarzer Meteorit), Kelch - ist das Symbol der Kosmischen Mutter*. Also, statt seiner biologischen Mutter wird ihm die Urmutter angeboten, die wirkliche Quelle allen Lebens. Er wird sehr freundlich von Amfortas empfangen, der König der tödlich verwundet ist, aber nicht sterben kann. Das Land ist dadurch in eine Wüstenei verwandelt, und alle hoffen auf einen Retter, der die Gesundheit der Erde wiederherstellen kann. Abends wird gefeiert. Sieben Jungfrauen (Weise Frauen) tragen den Gral* auf einem prächtigen grünen! satinen Tuch in den Saal und zeigen ihn dem Parzival. Er genießt es außerordentlich, während er es "alles einfach geschehen läßt", bzw sich nicht um die Bedeutung der ganzen Szene kümmert. Die Erklärung: dem Parzival wurde die Erleuchtung beschert und in diesem Moment ist das Ego verschwunden, also kann man tatsächlich auch nichts nachfragen. Aber nach diesem Moment kommt das Ich wieder zurück. Um fruchtbar zu werden, soll auch das Ich verstehen, was da passiert ist, denn die Erleuchtung ist mehr als ein persönlicher Glücksmoment. Versteht man nämlich nicht, daß das Sein eine Verpflichtung zum Ganzen beinhaltet, dann war die göttliche Bescherung umsonst.....

* Mal als "Faß des Überflußes", mal als "Stein" beschrieben. Letztere ist ein schwarzer Meteorit, ebenfalls Symbol der Kosmischen Mutter (Kybele)....

Diese Ignoranz kommt ihn teuer zu stehen. Denn am nächsten Morgen ist alle Glanz verschwunden. Er hat sich einfach als unwürdig erwiesen. Er wurde deswegen mit der totalen Abwesenheit des Ultimen konfrontiert. Letztere hatte sich von ihm zurückgezogen, oder besser gesagt: die Kosmische Mutter zeigte jetzt Ihre destruktive Seite (um sein Übermaß an Ego zu vernichten......). Er wurde total "auf sichselber zurückgeworfen". Was eine neue Periode der Entfremdung einläutete: "Die Dunkle Nacht der Seele". Diese ist deswegen so grausam, weil man jetzt um den Ursprung, die letztendliche Erfüllung weiß, aber nicht im Stande ist sie zurückzubekommen. Es steht gleich mit "hinabsteigen in die Unterwelt", die Dimension wo er schmerzhaft mit den Resten seines Ego's konfrontiert wurde. 

Parzival erlebte deswegen viele Jahre der totalen Deprivation, nichts hatte mehr Bedeutung für ihn. Ohne Unterstützung von "oben" ist man wieder dem Ego ausgesetzt, aber diesmal ohne irgendeiner Ehrgeiz, Ziel oder Erfüllung. Das Leben ist total sinnlos geworden. Es ist eine Periode der Konfrontation mit seinem Schatten. Die Aufgabe ist seine unterdrückten Emotionen, diese nämlich, die früher als Kind nicht verarbeitet werden konnten, nachträglich zu integrieren. Das dauerte bei ihm - und bei vielen von uns - viele lange harte Jahre. Noch am Ende dieser Periode wird er von der häßlichen Kundrie, die die negative Seite der Großen Mutter verkörpert, beschimpft, weil er nach einer so harten Schulung noch immer sein Ego bzw Eitelkeit nicht los ist. Und tatsächlich, wenn man sein Leiden - das hervorragende Instrument bei der Überwindung des Ego's schlechthin - nicht vollständig zuläßt, wird das Ego zu Widersacher. Die Gefahr: ein ständiger Kampf gegen seine Negativität, die man aber nie loswird.....Nach dieser letzten Prüfung bereut Parzival und betritt aufs Neue den Gralburg.

Wiederum wird ihm von den Jungfrauen (Göttinnen, Weise Frauen, die weil sie Frau sind in diesem Geheimnis eingeweiht sind!)* den Gral gezeigt. Diesmal macht er den Fehler nicht und fragt nach der Bedeutung für das Ganze bzw der Ursache des Königs' Krankheit. Er zeigte damit, daß es nicht mehr um ihn selber geht, sondern um die Verbundenheit mit ales und allem. Im selben Moment stehen alle auf und jubeln. Parzival hat die Prüfung bestanden und alles hat sich schlagartig verwandelt. Der alte König ist versöhnt mit seinem Sterben, das Land ist auf einmal wieder grün und üppig, die Menschen strahlen vor Glück. Es ist definitiv die Bestätigung davon, daß es hier um die Ursprünglichen Tradition der Mutter handelt. Parzival so stellt sich heraus, ist der nächste Sakralkönig, der das Land wieder fruchtbar sein läßt, weil er die Bedeutung des Grals versteht, nämlich als "Faß des Überflußes" - Kosmische Mutter - das er zu dienen hat. Die vor-patriarchale Ära ist so wiederhergestellt, eine wo das (Ewig)Weibliche und das Land eins sind. Der Parzival-Mythos is im Abendland der letzte Versuch dieser Art gewesen. Es ist erst vor kurzem, daß der Gral bzw die Kosmische Mutter Sich wiederum offenbart hat.....**.  

* Das trifft nur zu wenn sie "genügend Weiblichkeit" besitzen. Viele moderne Frauen sind genauso mit ihrem Ego und Männlichkeit identifiziert wie die Männer. Das hat mit der Verwirklichung ihres "Animus" zu tun, eine an sich positive Entwicklung. Werden sie jedoch davon beherrscht, werden sie blinde Unterstützer des patriarchalen Systems (Karriere, Geld, Macht). Diese Frauen sollten dann eher dem Parzival folgen....

** Siehe "Die Dreifache Verwirklichung"

Es ist diese Schlußszene, die mit der ganzen Tradition der "sterbenden und wiederaufstehenden Göttern" übereinkommt. Deswegen ist der Parzivalmythos die mittelalterliche Fortsetzung desselben. Der Amfortas symbolisiert das Alte, das sich am Ego klammert, nicht leben, aber auch nicht sterben kann. Parzival ist der junge Gott - der Grüne Mann - der das Alte ablöst. Um das zu bewerkstelligen, mußte er aber erst um seine Rolle wissen, seine Funktion im Ganzen. Weiß man das nicht, dann ist jede Erleuchtung eine Verschwendung. Denn das ultime Ziel ist fruchtbar zu werden, zum Wohle von allen und alles*.....Und was außerordentlich wichtig ist: nicht aus sichselber, sondern im Auftrag von bzw Dienstbarkeit an das Allerhöchste, das was ihm seine Position beschert hat, nämlich der Gral, die Alles-Umarmende Urmutter, die Leere jenseits der Leere, das Faß des Überflußes....

* Der Gralmythos steht als praktische Anwendung zur Verfügung: siehe LINK: "Der Universelle Weg".

In der niederländischen Sprache gibt es ein sehr schönes Wort: "Vol-Ledigheid". Es bedeutet Fülle und Leere als zwei Aspekte des Daseins die zur gleichen Zeit existieren. Große (spirituelle) Erfahrungen bestätigen es. Wenn das Ego auflöst in das Ewige (Fülle), dann ist das Ego verschwunden (Leere). Nur selten kann man auch erfahren, daß das Ewige (Fülle) seinerseits vom Absoluten Nichts (kurz) vernichtet wird. In beiden Fällen wird das normale Leben danach mit einer Überfülle an Einsichten, Liebe, Freude, Kreativität und Kraft gesegnet. Leere als Bedingung dafür um aufs Neue geboren zu werden.....Das ist nicht in Gegensatz zu was oben gesagt wurde. Beide sind wahr! Nicht verwunderlich also, daß die Menschheit immer nach diesem "Faß des Überflußes" gesucht hat. Im Osten die Erleuchtung, im Westen....der Gral. Nun bin ich auf meinen Rundreisen - neben der Tatsache daß mir schon in 1974 eine Gralsvision beschert wurde (Link: Die Gralsvision) - zu meinem Erstaunen überall Gralssymbolen begegnet. Ganz sichtbar in und auf Kirchen.

Der Gral war also nie total aus dem Bewußtsein verschwunden. Man muß ihn nur sehen können! Er symbolisiert die unendlich lebenschenkende Gebärmutter des Kosmos. Und wo die Mutter ist, dort sind der Grüne Mann und die Weise Frau nicht fern. Letztere sind Ihre Hüter und Hüterinnen. Ins Besondere in der Renaissance - wo die Herrschaft der Kirche etwas nachließ - wurden überall Gefäße mit Blumen und Früchten gemeißelt. Gute Bespiele: LINK: Alcobaça, León und viele, viele andere Orte. Der Gral is also ein Zeichen der Hoffnung. Möge der (spirituelle) Überfluß auch in unserem Leben zurückkehren!

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PARZIVAL IMPULS 1
Die GralsVision

PARZIVAL IMPULS 2
Der Mythos

PARZIVAL IMPULS 3
Der Gral ist überall

PARZIVAL IMPULS 4
Die Wüstenei

PARZIVAL IMPULS 5
Erneuerung

 

 

 

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